Victor Davis Hanson
'DIE KRIEGE DER GRIECHISCHE ANTIKE'
BRANDENBURGISCHES VERLAGHAUS
Die Bilder und die Textformatierungen
sind unsere Auswahl (Yauna),
und nicht im Text enthalten.
Nichts“,
so haderte der Redner Demosthenes mit seinem Publikum aus nachdenklichen Athenern des vierten Jahrhunderts,
„wurde stärker revolutioniert und verbessert als die Kunst des Krieges. Ich weiß“, fuhr er fort, „dass in den alten Zeiten die Spartaner wie alle anderen auch im Sommer vier oder fünf Monate damit verbrachten mit Hopliten und Bürgerwehren in das Gebiet des Feindes einzudringen, es zu plündern und dann nach Hause zurückzukehren.
Und sie waren so altmodisch - oder so gute Bürger -, dass sie niemals Geld einsetzten um sich einen Vorteil von irgendjemandem zu erkaufen, sondern ihr Kampf war fair und offen.
Auf der anderen Seite ... hört man von Philipp.“
Demosthenes meinte damit nicht, dass Phlipp tatsächlich eine neue Kampfpraxis geschaffen hätte.
Vielmehr, dass in dem veränderten Klima Griechenlands im vierten Jahrhundert der makedonische König und sein autokratisches Reich innovativer, wagemutiger und eher in der Lage waren die verschiedenen Lehren der neuen Kriegführung
zu einem zusammenhängenden Ganzen zu verschmelzen.
In nur einem Jahrhundert ging der Zusammenhang zwischen sozialem Status und Kriegsdienst fast völlig verloren.
|
Griechischer Reiter, 4 Jhr. Aquarell von L. Vallet. |
In dem Maße, wie die alten Zensuskategorien aufgegeben wurden, die einst genau die Bedingungen des Militärdienstes festgelegt hatten,
konnten reiche, mittlere und arme Griechen Pferde reiten, Speere werfen oder die Lanze schwingen, entweder als angeheuerte Schlächter oder als zögerliche Bürgerwehrmänner.
Selbst Bauern wurden außerhalb der Saison als Ruderer beschäftigt, da ihre Klassenzugehörigkeit angesichts militärischer Nützlichkeit bedeutungslos wurde.
Patrouillen sowie Leichtbewaffnete arbeiteten von ländlichen Festungen und Garnisonen aus, aber solche Soldaten hatten weder soziale noch ökonomische Gemeinsamkeiten und kämpften selten in offener Feldschlacht.
Diese Veränderungen störten nur konservative Griechen der polis, die im Gegensatz zu Philipp noch immer der Vorstellung anhingen, dass der Militärdienst einen Massenzusammenstoß von Hopliten bedeutete und daher mehr war als das Töten des Feindes im Kampf.
Der Geschichtsschreiber und Philosoph Xenophon beschwerte sich zum Beispiel in seinem Werk Wege und Mittel darüber, dass in Athen die Hoplitenphalanx dadurch an Wertschätzung verlor, dass sie die in der Stadt ansässigen Fremden in ihre Reihen aufnahm.
„Der polis wäreauch geholfen“, riet er, „wenn Bürger selbst nebeneinander dienen würden und sich nicht mehr mit
Lydern,
Phrygiern,
Syrern und
Barbaren aller Art
vermischt fänden, die einen großen Teil unserer ansässigen
fremden Bevölkerung bilden.“