Hans Goebl
Kontaktliquistik
Sprachkontakte in Südosteuropa
S. 1496
Ivan Duridanov
Die Bilder und die Textformatierungen
sind unsere Auswahl (Yauna),
und nicht im Text enthalten.
sind unsere Auswahl (Yauna),
und nicht im Text enthalten.
Die neubulgarische Sprache als Standardsprache entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts, d.h. während der "Bulgarischen Wiedergeburt",
deren fühlende Vertreter aus dem Osten und Westen des bulgarischen ethnolinguistischen Territoriums stammten.
Der Begründer der "Bulgarischen Wiedergeburt", Otec Paisij
Hilcndarski,
gebürtig aus Bansko (Pirin-Mazedonien. das westliche bulgarische ethnolinguistische Territorium), sehrieb in seinem berühmten Werk Istorija slareno-bolgars- kaja (1762):
„Du, Bulgare, laß dich nicht verführen. lerne deinen Stamm und deine Sprache kennen, und lerne in deiner Sprache!"
Der Autor der ersten bulgarischen Grammatik. Bolgarska gramatika (1835),
Neofit Rilski stammte ebenso aus Bansko.
1861 veröffentlichten die Brüder D. und K. Miladinov
ihre Sammlung mit bulgarischen Volksliedern unter dem Titel Btilgarski narodni pesni in Zagreb.
In der „Bulgarischen Wiedergeburt" war eine ganze Reihe mazedonischer Lehrer und Schriftsteller führend, die sich „Bulgaren" nunnten und ihre Sprache ausdrücklich als „Bulgarisch" bezcichneten (R. Zinzifov, Parteni Zografski. J, Hadzi-Konstantinov-Dzinot. Gr. Pärlizev. Kuzman Sapkarev u.a.).
Mit vollem Recht sagt der große russische Slawist A. M. Seliziev:
„Mazedonien ist die Wiege des alten und des neuen bulgarischen Schrifttums.
Mazedonien ist die Wiege der Bulgarischen Wiedergeburt.
Von hier sind die frühen Aufklärer des bulgarischen Volkes gekommen"
(Seliziev 1918, 283).
Für viele Slawisten (seit A. Leskien. V. Jagic, V. Oblak) galt stets der bulgarische Charakter der mazedonischen Dialekte als unwiderlegbar.
Es gilt als wissenschaftlich gesichert, daß alle diese Dialekte die für bulgarische Sprachen typischen Züge zeigen, namentlich die fundamentalen Züge des Balkansprachbunds:
(1) Verfall der Deklination (die Kasusbeziehungen werden durch Präposition + allgemeine Form ausgedrückt).
(2) Ein postpositiver Artikel.
(3) Da - Nebensätze statt Infinitiv- Konstruktion (iskamda pija 'Ich möchte trinken' altbulg. chusto piti).
(4) Bildung des Futurs mit dem Hilfsverb ste.
(5) Analytische Steigerung der Adjektive (bobär - -gut, po-dobar 'besser', nai- dobar - ‘der beste').
(6) Verdoppelung des Objektes.
Demnach kann es vom linguistischen Standpunkt aus problematisch sein,
von „bulgarisch-mazedonischen" Sprachkontaken zu sprechen.
Diese können dieser Sichtweise folgend nur in geographisch-politischem Sinn verstanden werden.
Es handelt sich im diesem Gebiet demnach wohl eher um bulgarische Dialekte.
So kann weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart eine isoglossisch festgelegte Sprachgrenze nachgewiesen werden (vgl. Georgiev 1979).
Für die Klärung der „mazedonischen“ Frage in sozialinguistischer Sicht sind noch folgende Tatsachen in Betracht zu ziehen:
Im Laufe von zwei Jahrhunderten, bis in die neueste Zeit,
demonstrierte die mazedonische intellektuelle Schicht
unentwegt ihr bulgarisches Nationalbewusstsein.
Zwischen den beiden Weltkriegen kämpfte sie in Mazedonien, das in den Grenzen des ehemaligen Jugoslawien blieb, für ihr Recht, sich als Bulgaren zu bestimmen und die bulgarische Sprache zu verwenden.
Fs gab jedoch bereits am Anfang des 21. Jahrhunderts einen Versuch eines mazedonischen Intellektuellen. sich von der bulgarischen Nationalität abzuwenden:
1903 erschien in Sofia eine Broschüre unter dem Titel Za makedonckite raboti »Über die mazedonischen Angelegenheiten» von Krisle Misirkov, in welcher der Verfasser versuchte, die wesentlichen Elemente einer mazedonischen Literatursprache zu formulieren.
Dieser separatistische Versuch mißlang, denn er fand wenig Unterstützung bei der mazedonischen intellektuellen Bewegung, weder in Bulgarien noch in Jugoslawien.
Ganz unbeachtet blieb dieser Versuch bei der Ineren Mazedonischen Revolutionären Organisation (VMRO),
deren Führer (Goce Dclcev u.a.)
die bulgarische Standardsprache verwendeten.
Dreißig Jahre später wurde diese Frage wieder angeschnitten:
die Führer der Kommunistischen Internationale beschlossen im Jahr 1934. eine "mazedonische" Nation zu schallen (Palesutski 1985. 223).
In Übereinstimmung mit diesem Beschluß wandte sich das Auslandsbüro der Bulgarischen Kommunistischen Partei an bekannte Slawisten in Moskau und Kiew mit der Bitte,
einen Plan zur Schaffung einer mazedonischen Literatursprache zu entwerfen (ibid.. 224).
Dieser Plan wurde erst nach 1944 realisiert, als der „Mazedonismus” sich in eine Staatspolitik im Rahmen Nachkriegs-Jugoslawiens verwandelte.
So wurde nach 1944 sofort damit begonnen, in Skopje Literatur auf Mazedonisch herauszugeben (Belletristik, wissenschaftliche Bücher) und Lehrbücher zu verfassen.
Wie weit die Bemühungen der Philologen aus Skopje gegangen sind, kann man aus den Ergebnissen einer Umfrage vor einigen Jahren ersehen, in deren Schlußfolgerungen folgendes zu lesen ist:
"Der Sprachausdruck der zur Prüfung kommenden Schüler dieser Gruppe stellt am häufigsten eine Mischung der Heimatmundart und jener Sprachen dar, in denen sie die Ausbildung erworben haben": und weiterhin:
"Den Lehrern wird vorgeworfen, daß sie nicht imstande sind, sich von ihren Heimatmundarten zu befreien, daneben unterlagen sic dem Einfluss anderer Sprachen, besonders der serbokroatischen (Mi- nova-G’urkova 1989. 92).
Zusammenfassend kann man folgendes sagen.
Die „mazedonische Frage" entstand nach dem Berliner Kongreß (1878), als Mazedonien in den Grenzen dcs Osmanischen Reiches verblieb.
Sie entstand als politische Frage und ist bis heute weitgehend ungelöst.
Die „mazedonische Frage" wurde nach diesem Verständnis
unberechtigt in die Linguistik eingeführt,
ohne ausreichende Rücksicht auf zahlreiche in der Slawistik seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts erstellten Forschungsarbeiten.
gebürtig aus Bansko (Pirin-Mazedonien. das westliche bulgarische ethnolinguistische Territorium), sehrieb in seinem berühmten Werk Istorija slareno-bolgars- kaja (1762):
„Du, Bulgare, laß dich nicht verführen. lerne deinen Stamm und deine Sprache kennen, und lerne in deiner Sprache!"
Der Autor der ersten bulgarischen Grammatik. Bolgarska gramatika (1835),
Neofit Rilski stammte ebenso aus Bansko.
1861 veröffentlichten die Brüder D. und K. Miladinov
ihre Sammlung mit bulgarischen Volksliedern unter dem Titel Btilgarski narodni pesni in Zagreb.
In der „Bulgarischen Wiedergeburt" war eine ganze Reihe mazedonischer Lehrer und Schriftsteller führend, die sich „Bulgaren" nunnten und ihre Sprache ausdrücklich als „Bulgarisch" bezcichneten (R. Zinzifov, Parteni Zografski. J, Hadzi-Konstantinov-Dzinot. Gr. Pärlizev. Kuzman Sapkarev u.a.).
Mit vollem Recht sagt der große russische Slawist A. M. Seliziev:
„Mazedonien ist die Wiege des alten und des neuen bulgarischen Schrifttums.
Mazedonien ist die Wiege der Bulgarischen Wiedergeburt.
Von hier sind die frühen Aufklärer des bulgarischen Volkes gekommen"
(Seliziev 1918, 283).
Für viele Slawisten (seit A. Leskien. V. Jagic, V. Oblak) galt stets der bulgarische Charakter der mazedonischen Dialekte als unwiderlegbar.
Es gilt als wissenschaftlich gesichert, daß alle diese Dialekte die für bulgarische Sprachen typischen Züge zeigen, namentlich die fundamentalen Züge des Balkansprachbunds:
(1) Verfall der Deklination (die Kasusbeziehungen werden durch Präposition + allgemeine Form ausgedrückt).
(2) Ein postpositiver Artikel.
(3) Da - Nebensätze statt Infinitiv- Konstruktion (iskamda pija 'Ich möchte trinken' altbulg. chusto piti).
(4) Bildung des Futurs mit dem Hilfsverb ste.
(5) Analytische Steigerung der Adjektive (bobär - -gut, po-dobar 'besser', nai- dobar - ‘der beste').
(6) Verdoppelung des Objektes.
Demnach kann es vom linguistischen Standpunkt aus problematisch sein,
von „bulgarisch-mazedonischen" Sprachkontaken zu sprechen.
Diese können dieser Sichtweise folgend nur in geographisch-politischem Sinn verstanden werden.
Es handelt sich im diesem Gebiet demnach wohl eher um bulgarische Dialekte.
So kann weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart eine isoglossisch festgelegte Sprachgrenze nachgewiesen werden (vgl. Georgiev 1979).
Für die Klärung der „mazedonischen“ Frage in sozialinguistischer Sicht sind noch folgende Tatsachen in Betracht zu ziehen:
Im Laufe von zwei Jahrhunderten, bis in die neueste Zeit,
demonstrierte die mazedonische intellektuelle Schicht
unentwegt ihr bulgarisches Nationalbewusstsein.
Zwischen den beiden Weltkriegen kämpfte sie in Mazedonien, das in den Grenzen des ehemaligen Jugoslawien blieb, für ihr Recht, sich als Bulgaren zu bestimmen und die bulgarische Sprache zu verwenden.
Fs gab jedoch bereits am Anfang des 21. Jahrhunderts einen Versuch eines mazedonischen Intellektuellen. sich von der bulgarischen Nationalität abzuwenden:
1903 erschien in Sofia eine Broschüre unter dem Titel Za makedonckite raboti »Über die mazedonischen Angelegenheiten» von Krisle Misirkov, in welcher der Verfasser versuchte, die wesentlichen Elemente einer mazedonischen Literatursprache zu formulieren.
Dieser separatistische Versuch mißlang, denn er fand wenig Unterstützung bei der mazedonischen intellektuellen Bewegung, weder in Bulgarien noch in Jugoslawien.
Ganz unbeachtet blieb dieser Versuch bei der Ineren Mazedonischen Revolutionären Organisation (VMRO),
deren Führer (Goce Dclcev u.a.)
die bulgarische Standardsprache verwendeten.
Dreißig Jahre später wurde diese Frage wieder angeschnitten:
die Führer der Kommunistischen Internationale beschlossen im Jahr 1934. eine "mazedonische" Nation zu schallen (Palesutski 1985. 223).
In Übereinstimmung mit diesem Beschluß wandte sich das Auslandsbüro der Bulgarischen Kommunistischen Partei an bekannte Slawisten in Moskau und Kiew mit der Bitte,
einen Plan zur Schaffung einer mazedonischen Literatursprache zu entwerfen (ibid.. 224).
Dieser Plan wurde erst nach 1944 realisiert, als der „Mazedonismus” sich in eine Staatspolitik im Rahmen Nachkriegs-Jugoslawiens verwandelte.
So wurde nach 1944 sofort damit begonnen, in Skopje Literatur auf Mazedonisch herauszugeben (Belletristik, wissenschaftliche Bücher) und Lehrbücher zu verfassen.
Wie weit die Bemühungen der Philologen aus Skopje gegangen sind, kann man aus den Ergebnissen einer Umfrage vor einigen Jahren ersehen, in deren Schlußfolgerungen folgendes zu lesen ist:
"Der Sprachausdruck der zur Prüfung kommenden Schüler dieser Gruppe stellt am häufigsten eine Mischung der Heimatmundart und jener Sprachen dar, in denen sie die Ausbildung erworben haben": und weiterhin:
"Den Lehrern wird vorgeworfen, daß sie nicht imstande sind, sich von ihren Heimatmundarten zu befreien, daneben unterlagen sic dem Einfluss anderer Sprachen, besonders der serbokroatischen (Mi- nova-G’urkova 1989. 92).
Zusammenfassend kann man folgendes sagen.
Die „mazedonische Frage" entstand nach dem Berliner Kongreß (1878), als Mazedonien in den Grenzen dcs Osmanischen Reiches verblieb.
Sie entstand als politische Frage und ist bis heute weitgehend ungelöst.
Die „mazedonische Frage" wurde nach diesem Verständnis
unberechtigt in die Linguistik eingeführt,
ohne ausreichende Rücksicht auf zahlreiche in der Slawistik seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts erstellten Forschungsarbeiten.
Αν μπορούσες να δημοσιεύσεις το ίδιο άρθρο αλλά και κάποιο προηγούμενο (για την γλώσσα) σε ελληνικά, να μάθουμε κι εμείς οι Έλληνες τι ηράφουν κάποιοι ή τι λέει το άρθρο. Ευχαριστώ
ΑπάντησηΔιαγραφήΑγαπητέ Ανώνυμε,
ΑπάντησηΔιαγραφήΣε επόμενη ανάρτησή μας θα αναφερθούμε διεξοδικά για τη παρούσα αλλά και γισ τις προηγούμενες γερμανόγλωσσες.
Για τη παρούσα εν τάχει:
Ο συγγραφέας ισχυρίζεται ότι η "Βουλγαρική Αναγέννηση" ξεκίνησε από την Μακεδονία, Μακεδόνες (Παίσιος, Νεόφυτος Ρίλσκι και αδελφοί Μιλαντίνωφ) ήταν οι πρώτοι Βούλγαροι Λόγιοι η οποίοι αυτοπροσδιορίζοταν ως "Βούλγαροι" και ότι η σλαβομακεδονική είναι διάλεκτος της Βουλγαρικής και ο,τι τους δυο τελευταίους αιώνες η σλαβομακεδονική ελίτ για δυο αιώνες είχε βουλγαρική συνείδηση.