Δευτέρα 20 Ιανουαρίου 2014

Η Eλληνική Τέχνη από τις απαρχές έως την Eλληνιστική περίοδο. Die griechische Kunst von den Anfängen bis zum Hellenismus.

Haritini Kotsidu
Die griechidche Kunst
Von den Anfängen bis zum Hellenismus.

Die Bilder und die 
Textformatierungen 
sind unsere Auswahl (Yauna),

 und nicht im Text enthalten.
Die Legenden zu den Bildern wurden bewusst nicht aufgeführt.

Von der Kunstform zu den Lebensformen.

Unter dem Begriff griechische Kunst versteht man im deutschsprachigen Raum die Kunst der griechischen Antike.

Die beiden Komponenten des Begriffes, "griechisch" und "Kunst" sind jedoch erläuterungsbedürftig.

Wann das Griechische beginnt und wann es endet, lässt sich nicht einfach beantworten.

Geht man davon aus, dass für ein Volk primär die Sprache bestimmend ist, dann wären die Mykener als die ersten Griechen anzusehen, da ihre Schrift eine Vorstufe des Griechischen darstellt.

Die mykenische Zivilisation stellt sich aber als eine literaturlose Frühkultur von z.T. minoischer Prägung dar, während die Minoer selbst die griechische Schrift nicht benutzt haben und somit nicht als Frühgriechen bezeichnet werden können.


Diese beiden Hochkulturen des ägäischen Raumes bilden kulturelle Frühstufen, die nur punktuell teilweise durch die Sprache und gelegentlich durch Siedlungskontinuität eine direkte Verbindung mit dem historischen Griechenland aufweisen.

Zu Recht werden ihre Artefakte ausdrücklich als Überreste der minoischen und der mykenischen Kultur oder als Zeugnisse der ägäischen Zivilisation der Bronzezeit bezeichnet.

Den Beginn für das Griechische bildet demnach der Niedergang der mykenischen Kultur im ausgehenden 1. Jahrtausend.

Noch schwieriger ist es, das Ende des Griechischen zu definieren.

Dass die griechische Kunst nach dem Ende der letzten hellenistischen Dynastie nach der Schlacht von Actium im Jahre 31 v.Chr.  aufhörte zu existieren, trifft selbstverständlich nicht zu.

Die hellenistische Staatenwelt fand zwar im darauf folgenden Jahr ihr definitives Ende mit der Einbeziehung des reichen Nillands als Provinz Aegyptus.

Dennoch bestand die griechische Zivilisation weiter.

Auch als Bestandteile römischer Provinzen waren die Poleis weiterhin funktionsfähig, doch unterstanden sie der Herrschaft Roms und seiner Beamten.

Zweifellos liegen die Unterschiede zwischen mykenischer und frühgriechischer Keramik auf der Hand, doch ist eine zeitliche Grenzziehung mit der Einverleibung Griechenlands durch das Römische Reich, zumindest zeitlich, kaum durchzuführen.

Bereits ab dem 2. Jh. sind viele Bereiche der griechischen Kunst nur im Wechselspiel mit der römischen zu verstehen.

Mit dem offiziellen Ende des Hellenismus im Jahre 30 änderten sich die machtpolitischen Strukturen, das griechische Kunstschaffen wurde unter der Ägide des römischen Imperiums fortgesetzt.

Durch die beiden genannten kulturellen Rahmenbedingungen Zusammenbruch der kulturellen Frühstufen im griechischen Raum und Einrichtung von römischen Provinzen ergibt sich die geläufige Begrenzung der »griechischen Kunst» auf den Zeitraum von etwa 1000 bis 30, d.h. von der sogenannten Geometrischen Zeit bis zum Ausgang des Hellenismus.

In diesen Zeitraum fällt tatsächlich die Herausbildung und Entwicklung einer eigengriechischen Produktion von Kunstwerken als Ausdruck umfassender Lebensformen, die zwar immer wieder Einflüsse von anderen Kulturen erfahren, doch einen unverkennbar selbstbestimmten Charakter haben. So widmet sich auch das vorliegende Buch der materiellen Kultur der Griechen von etwa 1000 bis zur Geburtsstunde des römischen Imperiums im Jahre 30.

Mit dem Begriff  'Kunst' ist nicht ausschließlich die Bildende Kunst gemeint.

Die Archäologie des griechischen Altertums befasst sich mit der gesamten materiellen Hinterlassenschaft des oben genannten Zeitraums. 

Darunter sind nicht nur Kunstwerke zu verstehen, sondern auch alltägliche Dinge.

Das griechische Wort arcbaiologia bedeutet »Kunde von den alten Dingen«. 

Entsprechend begreift sich die dafür zuständige wissenschaftliche Disziplin, die Klassische Archäologie, als Teildisziplin der Altertumswissenschaften, die einen Zugang zu den antiken Kulturen, vor allem der Griechen und der Römer, ermöglichen will.
 Ihren Ausgangspunkt bildet die materielle Hinterlassenschaft dieser vergangenen Gesellschaften, nämlich die von Menschenhand geschaffenen Werke, die die Überlieferung ans Licht gebracht hat. Zu den archäologischen Relikten gehört die gesamte kulturelle Lebenswelt, soweit sie materieller Natur und dadurch visuell erfahrbar ist.

Das betrifft sowohl die Werke der Bildenden Kunst und der Architektur als auch die funktionalen Gegenstände und Befunde des Lebens:
 die vom Menschen konzipierten und gestalteten Lebensräume, dokumentiert durch große bauliche Anlagen oder einzelne Säulen, das Kulturland mit Gärten, Straßen und Friedhöfen, die schlichten oder mit Wandmalereien und Mosaiken dekorierten Wohnhäuser, die Gebrauchsund die Luxuskeramik, nicht zuletzt die den Gottheiten geweihten Statuen samt ihren Trägern;

denn auch der Inschriftträger, selbst die Statuenbasis, kann als Kleinarchitektur genauso aussagekräftig wie die Inschrift selbst sein und bildet daher ebenfalls einen Gegenstand archäologischer Forschung.

Als wissenschaftliche Disziplin bemüht sich die Klassische Archäologie um die Ausgrabung, Dokumentation und Auswertung der Befunde sowie deren Sammlung und Erforschung mit dem Ziel, die erhaltenen Überreste für das historische Verständnis zu erschließen und somit aus isolierten Fragmenten eine vergangene Lebenskultur entstehen zu lassen.

Das Interesse, , erreichte bereits in der Antike mit Pausanias und seinen Reiseberichten (2. Jh. n. Chr.) einen Höhepunkt.
Geschichte aus ihren Ruinen wieder erstehen zu lassen und zu erzählen

  Im Mittelalter war dieser Ansatz, vom Studium antiker Texte abgesehen, in Vergessenheit geraten. Erst in der Renaissance wurde das Altertum neu entdeckt. Im Mittelpunkt standen hier fast ausschließlich die Überreste der römischen Kultur, war Italien doch das Zentrum der kulturgeschichtlichen Strömungen der Renaissance.

Einen entscheidenden Wendepunkt im historischen Bewusstsein der Neuzeit stellte das Zeitalter der Aufklärung dar; hier liegt die Gründungsphase der Klassischen Archäologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin.
 Ihre institutioneile Konsolidierung im universitären Betrieb erfolgte dann im 19. Jh.

Die Emanzipierung der Klassischen Archäologie und ihre Etablierung als akademisches Fach stehen im Zusammenhang mit der historischen Situation der bürgerlichen Aufklärungsbestrebung sowie ethnischer und nationaler Sonderinteressen.

Die Berufung auf die griechische Antike bedeutete im 18. Jh. eine Abkehr von der französischen Hofkultur mit ihrer überladenen Kunstform des Barock sowie eine Absage an die kirchliche, namentlich die päpstliche Autorität.

Getragen wurde dieses frühe archäologische Interesse von am Altertum interessierten und wohlhabenden Reisenden, Künstlern, Architekten und Zeichnern, Schriftstellern sowie Kunstliebhabern (dilettanti) und Kunstsammlern.

Im Zuge dieser politisch motivierten Rückwendung zu Traditionsund Kunstformen der Antike entwickelten sich nationale Polarisierungen: Italiener und Franzosen wandten sich der römischen Antike, Engländer und Deutsche nun zum ersten Mal den griechischen Altertümern zu. Im deutschsprachigen Raum kam eine demonstrative Graecophilie auf, die die griechische Kunst, besonders die antike griechische Skulptur, idealisierte. Sinnfälligerweise wurde in dieser Zeit das Studium der griechischen Bildhauerkunst anhand von römischen Kopien griechischer Originale durchgeführt.

Als Begründer der wissenschaftlichen Archäologie und der modernen Kunstwissenschaft gilt Johann Joachim Winckelmann (1717-1768).

Seine beiden Hauptwerke, Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerei (1755) und Geschichte der Kunst des Altertums (2. Auflage von 1776), gehören zu den Grundschriften der bürgerlichen Aufklärung.

Winckelmanns ästhetische und stilgeschichtliche Kunstbetrachtung waren im damaligen gesellschaftlichen Kontext hochaktuell und hatten eine anhaltende Wirkung auf das europäische Geistesleben.

Winckelmann lenkte zum ersten Mal den Blick von der römischen auf die griechische Antike, in der griechischen Kunst sah er das Ideal der absoluten Schönheit verwirklicht, das er als ein Analogon zur NaturSchönheit begriff.

Winckelmanns großer Beitrag bestand vor allem darin, nicht, wie bis dahin üblich, von literarischen Zeugnissen über antike Künstler, sondern von den erhaltenen Kunstwerken selbst auszugehen.

Dafür führte er den aus der Klassischen Philologie übernommenen Begriff des Stils ein und erfasste die formalen Veränderungen der Kunstwerke als einen langfristigen Prozess. In diesem Sinne machte Winckelmann die Kunst zum Gegenstand der Geschichte und entwarf ein zusammenhängendes Konzept einer einheitlichen historischen Entwicklung.
Seine stilgeschichtliche Periodisierung war jedoch nicht wissenschaftlich systematisiert sie hielt der weiteren Erforschung der antiken Kunst auch nicht stand -, sondern basierte auf einer von ihm aufgebauten normativen Kunstbewertung:

Nicht nur sei die griechische Kunst der römischen überlegen,
sondern auch innerhalb der griechischen Kunst lasse sich eine Wertskala (Wachstum, Blüte und Niedergang der Kunstform) definieren, deren Höhepunkt das Werk des Pheidias bilde.

Sicher nicht zufällig, denn das griechische Kunstschaffen des 5. und 4. Jhs., also der postulierten Blütezeit dieser Kunst, fällt mit der Epoche der politischen Freiheit zusammen.

Somit konnte Winckelmann theoretisch begründen, dass hohe Kunst sich nur vor dem Hintergrund der politischen Freiheit einer Gesellschaft entwickeln kann in betontem Gegensatz zum aktuellen gesellschaftlichen Kontext seiner eigenen Zeit.

 Die einzelnen Stilphasen der griechischen Kunst klassifizierte er entsprechend seinem idealistischen Schönheitsbegriff, geprägt von "Naturähnlichkeit" und "Freiheitlichkeit" was zwar bereits im 19. Jh. als methodisches Prinzip verworfen wurde, für das 18. Jh. jedoch mehr als nur Ästhetik bedeutete, denn es erhob die Kunst der griechischen Klassik zu einer Leitkultur mit normativen und utopischen Zügen.

Die Verschiebung des Blicks von den »Künstler-Individuen« auf die Kunstwerke selbst beförderte im 18. Jh. die Etablierung der archäologischen Wissenschaft und schuf eine wichtige Voraussetzung für die Errungenschaften des Historismus. Während im 19. Jh. der normative Standpunkt zunehmend aufgegeben wurde, entwickelte sich im Historismus eine historische Betrachtungsweise archäologischer Überreste.

Geschichte nahm bereits einen besonderen Stellenwert im Denken der Menschen ein, Ereignisse wurden im allgemeinen in Abfolge und Zusammenhang betrachtet und erklärt.

Erst dadurch erhielten auch andere Epochen der griechischen Kunst, so die Archaik und der sogenannte Strenge Stil, Eingang in die archäologische Diskussion.

Im frühen 19. Jh. rückte das Interesse an Religion und Mythos, Fest und Alltag in den Vordergrund, wobei zum ersten Mal auch Gegenstände außerhalb des Bereichs der Bildenden Künste untersucht wurden. Der Blick hatte sich erstmals von den Kunstwerken auf die Lebenszusammenhänge geweitet.

Vor dem geistigen Hintergrund des Historismus als einer Epoche der modernen Einzelwissenschaften und der fachlichen Differenzierung erfolgte 1810 die Gründung eines ordentlichen Lehrstuhls für das Fach Klassische Archäologie an der Berliner Universität mit wissenschaftlicher Infrastruktur, Gipsund Originalsammlungen sowie Seminarbibliotheken. Zwischen 1800 und 1830 erschienen die ersten Handbücher der Archäologie, Ende des 19. Jhs. die monumentalen Enzyklopädien des Altertums.

 Intensiv earbeitet wurden die Museumsbestände der neu errichteten, modernen Stätten der Bildung. Kurz nach 1870 erfolgten kostspielige Grabungsunternehmungen im östlichen Mittelmeerraum:

von deutscher Seite auf Samothrake seit 1873,
in Mykene seit 1874,
in Olympia seit 1875,
von französischer Seite auf Delos seit 1877 und in Delphi seit 1893,
von griechischer Seite in Athen seit 1885 (Abb. 1).


Die Überführung der Parthenon-Skulpturen durch den britischen Lord Eigin nach London und ihre Aufstellung im British Museum im Jahre 1816 sorgten für Furore.

 Sie machten die Museen zum Zielort der ergrabenen Kunstwerke und lieferten des weiteren eine Rechtfertigung und zugleich Motivation für die kostspieligen Ausgrabungen. Ab dieser Zeit wurden antike Bauskulpturen bevorzugt indie westeuropäischen Museen transportiert, so die Giebelskulpturen des Aphaiatempels von Ägina nach München oder der Große Altar aus Pergamon nach Berlin.

In Olympia wurde die erste Ausgrabung durchgeführt, deren Funde größtenteils im Grabungslande blieben, da viele der gefundenen Artefakte, wie die Bauskulpturen des Zeustempels, vom damaligen Kunstgeschmack als wenig attraktiv empfunden wurden.
Die kostspielige Publikation der ergrabenen Überreste galt als vorrangige wissenschaftliche Aufgabe und verwandelte die Archäologie zu einer objektbesessenen Disziplin mit einem für den Historismus typischen positivistischen Ansatz.

Die vorbildlich organisierten und aufwendigen deutschen Ausgrabungen wurden europaweit beneidet, die Publikationen der damals gemachten Funde bilden für die Wissenschaft bis heute eine solide Arbeitsgrundlage.

Bei aller angestrebten Wissenschaftlichkeit blieben die politischen Hintergrundmotive bestehen und die Erforschung des Altertums avancierte zu einer Selbstdarstellungsmöglichkeit verschiedener europäischer Nationen im Stil eines europäischen Kultur-Imperialismus. Auf deutschem Boden trug dieser Ansatz die Züge einer Kompensation für die vorausgehende Auflösung traditionaler Sozialund Herrschaftsverbände.

Der Wandel von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft und die damit einhergehenden Identitätsund Orientierungsprobleme forderten den Prozess der Nationbildung und der Nationalstaatsgründung, das noch mangelnde kulturelle Selbstbewusstsein fand seine Definition durch das sogenannte Bildungsbürgertum.

Die Selbstfindung der politischen und intellektuellen Führungsschicht wurde durch die Anlehnung an die griechische Antike geprägt,
 die man als freiheitlich, 
natürlich und 
egalitär empfand.

 In ihr sah man eine würdige Ausdrucksform für die Idee der Nation.

Ende des 19. Jhs. dominierte in der Klassischen Archäologie erneut das Interesse an zeitlichen Stilentwicklungen,Regionalstilen und Werken der großen Kunst, der Schwerpunkt auf der formalen Analyse künstlerischer Werke brachte zudem die sogenannte Strukturforschung hervor.

Hier ging es um die Erfassung der einzelnen Kunstformen eines Werkes (zumeist Skulpturen) im Verhältnis zueinander, zum Ganzen sowie zum Raum, mit dem Ziel, anhand einer formalen Struktur die inneren Zusammenhänge der Form zu erschließen.

Dass diese Herangehensweise in einer Sackgasse enden musste, wurde noch nicht erkannt. Klassische Archäologie verstand sich erneut primär als eine Kunstwissenschaft. Anfang des 20. Jhs. wurde der Normbegriff wieder aktuell und blieb für mehr als die Hälfte des Jahrhunderts bestimmend. Nicht zu übersehen ist hier eine wellenförmige Bewegung innerhalb der Entwicklung des Faches, wieder hatte die Erforschung der Bildkunst den höchsten Rang gegenüber anderen archäologischen Zeugnissen beansprucht.

Erst die sozial-politische Aufbruchstimmung der 1960er Jahre eröffnete den Weg zu Fragen nach den konkreten Funktionen und Bedeutungen der Bildwerke, zunächst in Italien, dann auch in anderen europäischen Ländern.

Erst ab dieser Zeit begann die Klassische Archäologie auch in Deutschland, sich als ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Altertums zu begreifen und sich von der reinen antiken Kunstgeschichte zu distanzieren.

Zum ersten Mal standen politisch-ideologische, sozialund mentalitätsgeschichtliche Aussagen antiker Artefakte im Mittelpunkt der Betrachtung, entsprechend wurden sowohl griechische als auch römische Überreste in den Kontext ihrer Geschichte gestellt und als Zeugnisse kollektiver Lebenskulturen betrachtet.

Verstärkt wurde nach Wirkung und Intention von Bildund Bauwerken gefragt, was dahin führte, dass der antike Betrachter und der kulturelle Kontext als wichtige Faktoren für das Verständnis der realen Hinterlassenschaft Berücksichtigung fanden.
Ausschlaggebend für die Wende von der reinen Formgeschichte zur Interpretation der materiellen Überlieferung als geschichtliches Phänomen waren methodische Ansätze und Konzepte aus anderen Disziplinen: von kunsthistorischer Seite das ikonographisch-ikonologische Modell von Erwin Panofsky (Studies in Iconology von 1939), seitens der Anthropologie der französische Strukturalismus und schließlich der Einfluss aus dem Bereich der Linguistik, nämlich der theoretische Ansatz der Semiotik (Zeichentheorie).

Alle drei Ansätze ermöglichten erstmals einen differenzierten Blick auf die materiellen Zeugnisse. Anstelle der rein ästhetischen, stilistischen und dokumentarischen Betrachtungsweise wird seitdem versucht, mithilfe eines begrifflichen Instrumentariums Artefakt samt Kontext zu begreifen.
 Erst damit konnte das archäologische Material in den Entstehungsprozess eingebunden werden und die Bedeutung von Gegenständen und Bauten sowie ihre Wirkung im Rahmen der Gemeinschaft erschlossen werden.

Das dreifach abgestufte Interpretationsmodell von Panofsky fand die breiteste Zustimmung in archäologischen Kreisen. Ausgangspunkt bildet hier die Überzeugung, dass ein Bildwerk nur aus seinem spezifisch kulturellen Kontext heraus verstanden werden kann.

Nach der rein gegenständlichen Bedeutung und der Inhaltsbestimmung eines Werkes werden Gehalt und geistesgeschichtliches Ümfeld des Untersuchungsgegenstandes hinterfragt. Den Erkenntnissen dieser analytischen und synthetischen Arbeit können auch Zeugnisse aus anderen kulturellen Bereichen gegenübergestellt werden.

Somit wird das Artefakt als Dokument einer Epoche und einer geistigen Haltung aufgefasst. Der semiotische Ansatz wiederum zeigt, dass Bildwerke, Bauten und Gegenstände als Teile kommunikativer Prozesse verstanden und somit als Konglomerate von konventionellen Zeichen gesehen werden können, die vom »Sender« (Auftraggeber und Kunsthandwerker bzw. Künstler) übermittelt und vom »Empfänger« (Betrachter) entschlüsselt werden müssen.

Da alle Funde kulturspezifische Konstruktionen darstellen, muss nach der intendierten Bedeutung der Bildwerke, ihrer konkreten kommunikativen Funktion und ihrer Rezeption beim Publikum gefragt werden.
Als Zeugnisse gesellschaftlicher Entwürfe und Standards, gesellschaftlicher und religiöser Strukturen begreift auch der anthropologische Ansatz die materielle Hinterlassenschaft, genügt sich aber nicht mit der rein ikonographischen Sacherklärung, sondern führt gesellschaftshistorische und wirtschaftliche Dimensionen in die archäologischen Überlegungen ein. Bildanalyse und Bilddeutung fanden mithilfe der drei genannten theoretischen Konzepte einen Platz im intellektuellen Diskurs, der sich mit kulturellen, sozialen und historischen Hintergründen befasst. Mit der Lossagung von der kunstimmanenten Betrachtungsweise entwickelten sich vor allem im angelsächsischen Bereich divergierende methodische Ansätze (Social Archaeology, Processual Archaeology, Post-processual Archaeology), die zurzeit noch auf ihre Anwendbarkeit hin diskutiert werden.

Der Anteil der deutschen archäologischen Wissenschaft an Theoriebildung und Methodendiskussion ist eher als gering einzustufen. Welche Tragweite ein solcher Mangel haben kann, zeigte sich schon in der deutschen Archäologie des 19. und 20. Jhs.

So begann man im deutschsprachigen Raum in den 1990er Jahren, über das Fach und seinen Beitrag zu den Altertumswissenschaften zu reflektieren und sich gewissermaßen die berechtigte Frage zu stellen: In welchem Style sollen wir forschen? Erst seit dieser bewussten Auseinandersetzung mit den Leistungen und Defiziten der deutschen Klassischen Archäologie erschienen einschlägige Publikationen des Faches, seiner Praxis, seiner theoretischen Konzepte und wissenschaftlichen Möglichkeiten, was lange Zeit sowohl für die Studierenden und Lehrenden als auch für die am Altertum Interessierten ein großes Desiderat bildete.

Seit etwa 20 Jahren sind auch nicht-archäologische Methoden zur Unterstützung der archäologischen Arbeit hinzugezogen worden, wie naturwissenschaftliche Altersund Materialbestimmungen, elektronische Datenverarbeitung und Veröffentlichung, die der technikbzw. der hightechorientierten Gegenwart entsprechen.

 Für die Bestimmung, Dokumentation, Archivierung und Präsentation des Materials sind die naturwissenschaftlichen und digitalen Techniken und Möglichkeiten sicherlich von großer Bedeutung, können sie doch häufig eine Arbeitserleichterung und zukunftsweisende Perspektive für die Forschung bedeuten.

Doch auch in dieser jüngsten Entwicklung der archäologischen Forschungsgeschichte lässt sich die manchmal fatale Einbindung des Faches Klassische Archäologie in die Erfahrungen der jeweiligen Zeit beobachten. Neue Irrwege bahnen sich an: Während in den letzten Jahrzehnten des 20. Jhs. die vollständige Wiedererrichtung und Ergänzung eines antiken Baus von seinen Fundamenten bis zum Dach Skepsis bzw. wissenschaftliches Entsetzen hervorgerufen hat, werden heutzutage wie selbstverständlich sogar ganze antike Städte per Computeranimation rekonstruiert und der Öffentlichkeit präsentiert. In solchen virtuellen, dreidimensionalen Bildern bzw. Räumen kann sich der moderne Betrachter bewegen, er wird aber kaum darauf aufmerksam gemacht, dass vieles davon frei und willkürlich ergänzt ist. Hier werden Grenzen zwischen wissenschaftlichem Selbstverständnis und moderner Spaßund Vergnügungskultur fließend.

Seit den späten 1980er Jahren betrachtet die archäologische Wissenschaft ihren Forschungsgegenstand nicht mehr ausschließlich als autonome Kunst, sondern als Dokument historischer Menschen, ihrer Lebenswelt und ihrer Erfahrungen. Der kognitive Sprung von der Kunstform zur Kulturform ist damit zumindest in Ansätzen vollbracht. In diesem Sinne leistet das Fach heutzutage einen wichtigen Beitrag zur Geschichte antiker Kulturen und begreift sich selbst als einen Teil der Geschichtsforschung.

In angemessener Selbstreflexion bemüht sich die Klassische Archäologie mittlerweile darum, fragwürdig gewordene Traditionen zu überwinden und Anforderungen für zukünftige Forschungen zu benennen. Ihre Rolle wird von anderen wissenschaftlichen Disziplinen manchmal unterschätzt, vor allem, wenn es um den alten wissenschaftsinternen Streit geht, welcher der Altertumswissenschaften die führende Rolle zuzuschreiben sei. Doch auf eine Rangordnung kommt es hier nicht an. Mag die Klassische Philologie aufgrund ihres Materials, der »sprechenden« Schriftquellen, den unbestrittenen Kern der klassischen Altertumswissenschaften bilden, so hat die Klassische Archäologie ein Material zu bearbeiten und der Öffentlichkeit zu präsentieren, das zu großer sozialer Verantwortung verpflichtet.

Aufgrund der gegenständlichen und anschaulichen Zeugnisse hat das Fach schon immer ein großes Publikum in die Grabungsstätten, Museen und Ausstellungen gelockt.

Diese visuell fassbaren Überreste vertreten im Gegensatz zu den Schriften antiker Autoren (aus elitären Kreisen der antiken Gesellschaft) bzw. zu den offiziellen Dokumenten staatlicher Bekanntmachungen die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten und können mit ihrer vielfältigen Aussagekraft das Interesse des heutigen Betrachters für das Verständnis einer früheren Kultur in umfassender Weise wecken, sowohl in didaktischem als auch in ästhetischem und wissenschaftlichem Sinne. Die archäologischen Relikte sind und waren schon immer ein Publikumsmagnet, dürfen aber kein billiges Verkaufsprodukt sein.

Es lässt sich seit jüngster Zeit beobachten, dass bei vielen Sonderausstellungen Quantität an die Stelle von Qualität tritt. Mit immer weniger inhaltlichen Texten und Schautafeln wird dem Besucher lediglich ein optischer Reiz von den Exponaten angeboten. Archäologische Ausstellungen sollten aber mehr als ein event der heutigen Freizeitgesellschaft sein!
Kein anderes Fach, das sich dem Studium des Altertums widmet, steht mit seinem Material dem breiten Publikum so nahe wie die Archäologie.

Die Erforschung der materiellen Lebenskultur mit ihren spezifischen historischen Dimensionen hat insofern ein großes Potenzial für die Integration der altertumswissenschaftlichen Erkenntnisse in das Bewusstsein der heutigen Gesellschaft.

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