Τρίτη 21 Ιανουαρίου 2014

Η γλώσσα των Μακεδόνων Σλάβων.Die Sprache der Macedonischen Slaven.



 LEONHARD MASING

ST. PETERSBURG.
Buchdruckerei
der Kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften.
1890.

Die Bilder und die Textformatierungen 
sind unsere Auswahl (Yauna),

 und nicht im Text enthalten.

ZUR SPRACHLICHEN BEURTEILUNG
DER MACEDONISCHEN SLAVEN.

INAUGURAL-DISSERTATION
 ZUR ERLANGUNG DES GRADES EIKES DOCTORS DER VERGLEICHENDEN
SPRACHKUNDE VERFASST 
UND MIT GENEHMIGUNG EINER HOCHVERORDNETEN ,
HISTORISCH-PHILOLOGISCHEN FACULTÄT
 DER KAISERLICHEN UNIVERSITÄT ZU DORPAT
 ZUR ÖFFENTLICHEN VERTEIDIGUNG BESTIMMT

Ordentliche Opponenten:
Doc. DR. L V. SCHROEDER. — PROF. DR. J. BAUDODIN de COURTENAY, 
PROF. DR. I. MEYER.
 Gedruckt mit Genehmigung der Historisch - Philologischen Facultät. 
Dorpat den 10 October 1890.



EINLEITUNG (Seiten 1-10).

1.     Eine einigermassen befriedigende Angabe der Grenzen des bulgarischen Sprachgebietes ist bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnis desselben noch nicht möglich.

Grenzen des bulgarischen Sprachgebietes

2.    Wenn zunächst von den in Ungarn, Rumänien und Russland befindlichen, von der Hauptmasse mehr oder weniger entfernten Sprachinseln abgesehen wird, so lässt sich noch am sichersten die Nord grenze bestimmen, deren grösster Teil mit dein Laufe der unteren Donau ungefähr von Vidin bis Silistria zusammenfällt, während ihr (der Nordgrenze) östlichstes Stück sich in der Gegend von Silistria vom rechten Donauufer in östlicher Richtung abzweigt, um sich nach nur kurzem weiterem Verlaufe in hauptsächlich türkisch-tatarischem Sprachgebiete zu verlieren. Auf dieser ganzen Strecke ist dem Gebiete der bulgarischen Sprache nördlich dasjenige der rumänischen vorgelagert

3.    Nach Osten zu fällt die bulgarische Sprachgrenze mit keiner natürlich gegebenen Linie zusammen.
Sie berührt zwar an einzelnen Stellen, wie man auf den Karten von Kiepert  und Sax  sehen kann, das westliche Gestade des Schwarzen Meeres, welches (Gestade) jedoch zum weitaus grösseren Teile von einer griechisch redenden Bevölkerung, wie auch von Bewohnern türkischer Zunge (Tataren mit einbegriffen) besetzt ist.
Die Breite des fremdsprachigen Gürtels, der so die bulgarisch redende Bevölkerung vom Schwarzen Meere trennt, ist verschieden; 
am dicksten schwillt er im Norden an, in der Dobrudia und den südöstlich davor gelagerten Landschaften, wo das türkische Element alle übrigen im Allgemeinen bedeutend überwiegt.


 4.    Auch was die Süd grenze des bulgarischen Sprachgebietes betrifft, so ist es zunächst eine negative Thatsache, deren Erkenntnis sich uns aufdrängt.

Sehen wir nämlich vorerst von Saloniki nebst den den innersten (nördlichsten) Teil des Golfes von Saloniki umgebenden Landstrichen — bis Kara-Burun einerseits und etwa bis zum Vardar-Delta andererseits — ab, so stellt sich heraus, dass auch die in Rede stehende Südgrenze nirgends das Meer berührt.
 Wiederum eine griechisch redende Bevölkerung, hier und da untermischt mit anderen, namentlich türkischen Elementen, trennt das bulgarische Sprachgebiet von den Küsten des Aegäischen und des Marmara-Meeres.
 Einen natürlichen Anhalt bietet hier das Rhodope-Gebirge, dessen Südabhang zugleich als ein Stück der Südgrenze des bulgarischen Sprachgebietes angesehen wird, vgl, Jireöek, Gesch. d, Bulg.3), S. 574.

5.    Im Südosten wird eine von Uzunköprü (westsüd-westlich von Demotika [Dimetoka] am Erkene [Ergene] gelegen) nordöstlich über Bunar-Hissar und Klein-Samokov an das Schwarze Meer gehende Linie als bulgarische Sprachgrenze genannt, vgl. Jireßek a. a.


Hier muss indessen an die grossen Lücken in unserer Kenntnis der genaueren ethnographischen, ja sogar der geographischen Verhältnisse auch gerade des Teiles der Balkanhalbinsel erinnert werden, innerhalb dessen jene supponierte Südostgrenze des bulgarischen Sprachgebietes liegen soll.

Für den Grad unserer Bekanntschaft mit der Geographie jener Landstriche ist es bezeichnend, dass Kiepert noch 1877 auf seiner Karte des östlichen RumelienO südöstlich von Uzunköprü «Unbekanntes Terrain» za vermerken gezwungen war;

diese Angabe begegnet auf derselben Karte zum zweiten Mal einen Grad westlicher, südwestlich von Adrianopel und westlich von Demotika, welche letztere Stadt gleichfalls an der von Jireäek a. a. 0. bezeichneten Grenze liegt. Und noch wartet dieses Dunkel der Aufhellung.

Was aber die ethnographischen Verhältnisse im Südosten der Balkanhalbinsel betrifft, so sieht sich noch ganz kürzlich (1888) der diesen Dingen offenbar nahe stehende Verfasser des Artikels über «das bulgarische Schulwesen in der Türkei» (fiep. Cnac. CptA)» Heft 23 u. 24, S. 804 folg.)
 genötigt zu erklären, dass er rücksichtlich der Vilajete Adrianopel und Konstantinopel weder für die ganze Bevölkerung noch auch speziell für den bulgarischen Teil derselben positive Daten habe, wozu er ferner bemerkt, dass bis dabin «fast nichts» gethan sei zum Studium der bulgarischen Bevölkerung jener Gegenden (a. a. Ö. S. 836).


In diesem Zusammenhänge sei noch auf Herrn  Ofejkov’s Mitteilungen über den nicht unbeträchtlichen Teil bulgarischer Elemente in der Bevölkerung der Konstantinopel zunächst liegenden Bezirke, namentlich der Bezirke Silivri und Öorlu, hingewiesen .

Auf das Vorhandensein dieses Bevölkerungsbestandteiles daselbst macht auch Jiredek an der angeführten Stelle seiner Gesch. d. Bulg. aufmerksam.

Unter solchen Umständen bedarf es doch noch erst der Kontrole, inwieweit die oben erwähnte, als Südostgrenze des bulgarischen Sprachgebietes angesetzte Linie den thatsächlichen Verhältnissen gerecht werde.

6.  Am schwierigsten dürfte es aber mit der Bestimmung der West grenze bestellt sein, besonders der Südhälfte derselben, indem es sich bei Feststellung dieser vor allem um die auch in sprachlicher Hinsicht verwickelte macedonische Frage handelt.

Es kommt hier nämlich zunächst nicht auf die Linie an, die die Slaven von ihren westlichen Nachbarn — hauptsächlich Albanesen — scheidet, es handelt sich vielmehr um die principielle Frage der Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit Macedoniens, soweit dort slavisch geredet wird, zum bulgarischen Sprachgebiet.

7.    Es ist bekannt, dass die slavischen Einwohner Macedoniens sich einer mundartlich verschieden gefärbten Sprache bedienen, die aber wohl überall zwei allgemeine Merkmale an sich tragen dürfte: 

auf der einen Seite einen mehr oder weniger ausgeprägten Zug von Verwandtschaft mit den Eigentümlichkeiten des Bulgarischen, wie es auf beiden Seiten des Balkan und in der Rhodope gesprochen wird, 

auf der anderen aber auch, wie es scheint, eine geringere oder grössere Übereinstimmung mit gewissen charakteristischen Besonderheiten des Serbischen (Serbischkroatischen).

 Rücksichtlich der Beziehung zum Bulgarischen sei hier beispielsweise nur auf die weitgehende Zerstörung der alten Deklination hingewiesen, welche (Zerstörung) das Bulgarische innerhalb des gesammten Gebietes der slawischen Sprachen nur mit den macedonisehen Dialekten gemein hat.
 
Mit dem Serbischen aber scheint dieselben macedonischen Mundarten —- einige so gut wie durchgehend, andere wenigstens innerhalb fest bestimmter Schranken — vor allem jene für das serbisch-kroatische  Sprachgebiet charakteristische Vertretung der ursprünglichen Lautgruppen tj und dj durch h (in lateinischer Schrift c, neben tj) resp. 1) (in latein. Schrift durch gj oder auch dj, jetzt nach Danißic’s Vorgang auch durch ein oben quer durchstrichenes d [gross: B] ausgedrückt) zu verbinden:
denn immer von neuem hört man von verschiedenen Seiten und mit Bestimmtheit die Behauptung aussprechen, dass auch in der bezüglichen macedonischen Vertretung dieselben Laute (wie im Serbischen) zu vernehmen seien.

Bei dieser Sachlage ist es begreiflich,
dass man auf der einen Seite das Makedonische 
als Glied des Bulgarischen auffasst, 
indem man die dagegen sprechenden Merkmale für dialektische Eigentümlichkeiten erklärt, 
während man es auf der anderen Seite unter Betonung 
gerade jener widersprechenden Merkmale
 für mehr oder weniger reines Serbisch ausgiebt.

Seit dem Erscheinen der Grigoroviä’schen Skizze seiner wissenschaftlichen Reise durch die europäische Türkei   darf die erstere Auffassung als diejenige der wissenschaftlichen Welt überhaupt gelten.

Die entgegengesetzte Anschauung ist jüngeren Ursprungs; um so leidenschaftlicher treten ihre Anhänger in dem nun schon seit etlichen Jahren tobenden Kampfe auf.

8.    Von besonderem Interesse sind uns hierbei die für die jüngere Ansicht,
 deren Verteidiger Macedonien als integrierenden Teil des serbischen Sprachgebietes in Anspruch nehmen,
 geltend gemachten Argumente.

Nach den mir bekannt gewordenen diesbezüglichen Darlegungen glaube ich nun nicht fehl zu gehen, wenn ich den weitaus grösseren Teil dieser Argumente in die Kategorie derjenigen Expektorationen stelle, welche eine ernste kritische Prüfung wissenschaftlicherseits nicht beanspruchen können. Um eine Probe davon zu bekommen, wird es genügen, einen Blick in eine kürzlich erschienene, in diesem Sinne abgefasste Publikation zu werfen, deren Berücksichtigung jedenfalls durch den ehrenvollen Platz, der ihrem Erscheinen eingeräumt worden ist, entschuldigt werden dürfte.

9,    Im dritten Hefte des Bandes 35 von Petermanns Geographischen Mitteilungen (1889) ist ein Artikel von Spiridion GopiSevic' über
«die ethnographischen Verhältnisse Makedoniens und Altserbiens» nebst einer ethnographischen Karte dieser Länder, die nach den Angaben desselben Verfassers gearbeitet ist, erschienen. Artikel und Karte sind auf folgende Weise entstanden.

Herr Gopcevic, Serbe, ist bis zum Jahre 1885 der bulgarischen Sprache vollkommen unkundig   und in nationalen Fragen so unparteiisch, dass ein «patriotischer» Bulgare, dessen Namen wir später erfahren sollen, sich «gerade» an ihn 
— es muss spätestens im Sommer 1888 gewesen sein — 
mit der Aufforderung zu einer gemeinsamen Reise durch Macedonien wendet, damit er,
 Gopöevic, sich -persönlich davon überzeuge, 
das jenes Land von Bulgaren und nicht von Serben bewohnt sei.

Es zeigt sich nun, dass Herr G. auch vorsichtig ist;
«um für alle Fälle gesichert zu sein», schliesst er mit dem ungenannten Patrioten in Zeugengegenwart «einen schriftlichen Vertrag», dessen Bestimmungen Herrn G. in die beruhigende Lage versetzen, unter allen Umständen der Zustimmung seines «Mitkontrahenten» sicher zu sein:
gelangte Herr G. während der Reise zu der Überzeugung,
dass die Bewohnerdes Landes Bulgaren seien, so verstand sich die Zustimmung des Patrioten von selbst; ;
der letztere «verpflichtete sich» aber auch, wenn Herr G. «infolge etwaiger gegenteiliger Entdeckung» den Spiess gegen die bulgarischen Ansprüche zu kehren sich genötigt sehen sollte, ihm «keine Hindernisse in den Weg zu legen» und seine «Veröffentlichungen zu bestätigen» (a. a. 0. S. 57).

Der Fall andauernd abweichender Meinung des patriotischen Bulgaren gegenüber Herrn G.’s bevorstehenden Entdeckungen und Überzeugungen konnte also nicht eintreten.

Es kann bei solchen Vorbedingungen und nach solchen Vorbereitungen und Vereinbarungen nun nicht mehr sonderlich Überraschen, wenn zu der Kontrahenten «beiderseitiger Ueberraschung» sich als Resultat der Reise
«thatsächlich herausgestellt» hat, 
«dass die slawischen Bewohner Makedoniens in ihrer Mehrheit nicht dem bulgarischen, sondern dem serbischen Stamme angehören». 

«Hier die Beweise!», fährt Herr G. nach Mitteilung jener «Überraschung» fort und lässt nun die «Beweise» in vier Abschnitten (I, Die Sprache, S. 57—59;
II.    Die Volkssitten, Gebräuche und Tracht, S. 59 und 60; ΙΠ. Die Volkslieder, S. 60; IV. Geschichte und Abstammung, S. 60—68) unter Beifügung einer erläuternden Karte folgen.

Aber schon der Anfang des ersten Abschnittes macht es klar, dass Herrn G. die Kenntnisse und der kritische Sinn mangeln, die für die Beurteilung der vorliegenden Frage unumgängliche Vorbedingung sind.

A.    a. 0. S. 57 unten und S. 58 oben wird als für die bulgarische Sprache charakteristisch hervorgehoben, «dass das Hauptwort in den Endungen nicht geändert wird, sondern dass diese durch den angehängten Artikel bezeichnet werden ».

Nach dieser Probe seiner Vorstellungen von bulgarischer Sprache und Grammatik (bekanntlich hat der angehängte Artikel nichts mit der Deklination zu thun, die vielmehr,
soweit die früheren Flexionsendungen eingebüsst sind — und sie sind ja auch nieht insgesammt verloren gegangen ) — grösstenteils durch Vorgesetzte Präpositionen ausgedrückt wird), — nach dieser Probe wäre es ein Unrecht gegen Herrn G., wollten wir seine Auseinandersetzungen in dem in Rede stehenden Artikel noch weiterhin ernst nehmen.

Der Mangel an Kenntnissen , an Urteil über die zu behandelnden Gegenstände , an Logik in der Darstellung , und dabei ein Überfluss an Sicherheit und Bestimmtheit bei ganz unbegründet bleibenden Behauptungen inbetreff Von Dingen, die heutzutage niemand wissen kann , oder aber bei solchen (mit kaum oder gar nicht versuchter Motivierung aufgestellten) Behauptungen, die den klarsten Thatsachen oder wenigstens den Studienresultaten der hervorragendsten Gelehrten ins Gesicht schlagen, — alle diese so unbefangen hervortretenden Eigentümlichkeiten der Publikation über «die ethnographischen Verhältnisse Makedoniens und Altserbiens» setzen die vollkommene wissenschaftliche Unreife ihres Verfassers ganz ausser Zweifel.

Von Klärung, Förderung des von ihm berührten ethnographischen Problemes kann hier nicht im entferntesten die Rede sein; es kann nur aufrichtig bedauert werden, dass es einer ernsten wissenschaftlichen Zeitschrift passieren musste, den Artikel aufgenommen zu haben.

Bulgarische Dialekte
10.    Mit der oben gethanen Bemerkung, dass die Hinzuziehung der slavischen Dialekte Macedoniens zum bulgarischen Sprachgebiete der gegenwärtig herrschenden wissenschaftlichen Auffassung dieser Verhältnisse entspreche, sollte die Frage indessen keineswegs als endgültig entschieden und aller weiteren Diskussion nunmehr entzogen dargestellt werden.

Noch giebt es viele Punkte, die erst sorgfältig zu prüfen sind, ehe eine befriedigende Antwort erwartet werden kann.

Dahin gehört vor allem, wie auch schon oben unter No 7 erwähnt, die aus der Vertretung der ursprünglichen Lautgruppen tj und dj erwachsende Schwierigkeit Sehen wir nun zu , wie es damit näher bestellt ist, zunächst auf dem macedonisehen Gebiete selbst.

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