Κυριακή 21 Σεπτεμβρίου 2014

Griechisch-makedonische Geschichte: Der junge Alexander.

Alexander der Grosse.
Hans-Joachim Gehrke
ALEXANDER DER GROSSE.
Die Bilder und die Textformatierungen 
sind unsere Auswahl (Yauna),

 und nicht im Text enthalten.
Etwa um den 20. Juli 356 wurde Alexander geboren, im Palast von Pella und als legitimer Sohn des makedonischen Königs Philipps II. und der Olympias, einer Angehörigen der epirotischen Königsfamilie aus dem Stamm der Molosser.
Zu dieser Zeit arbeitete sein Vater bereits mit höchster Energie daran, den Stammesverband der Makedonen zu reorganisieren und seine eigene Herrschaft nach innen wie nach außen mit Macht und Gewalt zur Geltung zu bringen.

Der Stamm der Makedonen,
vor allem auf Grund seiner Sprache dem griechischen Kulturkreis zuzurechnen
hatte schon seit Menschengedenken seinen Wohnsitz in den fruchtbaren Hügel- und Hangzonen nördlich des Olymp, in der Landschaft Pierien. 

Dort lag sein Hauptort, Aigai, der Platz, an dem die Stammesfürsten bestattet wurden.
Diese wurden mit dem griechischen Titel basileus (König) bezeichnet.

Ihre Position war keineswegs sehr stark. Sie war im wesentlichen an zwei Voraussetzungen geknüpft: Sie mußten der königlichen Familie,
dem Clan der Argeaden, entstammen, der sich auf 
den mythischen Helden und Halbgott Herakles, 
den Sohn des Zeus
zurückführte

Und sie mußten durch persönliche Eigenschaften in der Lage sein, die Führungsposition im Stamme auch wirklich auszuüben, d. h. sie mußten tapfere Krieger und gute Generäle, macht- und ehrbewußte Politiker, tüchtige Jäger und gute Trinker sein.

Vor allem hatten sie Rücksicht auf die führenden Adligen des-Stammes und auf die Krieger zu nehmen. Ohne deren Rückhalt war ihre Position gefährdet.
Es gab keine eindeutige Erbfolge.
Brüder und andere männliche Verwandte standen gegen möglicherweise weniger geeignete Verwandte als potentielle Könige zur Verfügung.
Dies wurde noch dadurch verstärkt, daß gerade bei den Herrschern Polygamie üblich war. Ehen wurden nämlich in der Regel im Interesse der Dynastie und der Herrschaft abgeschlossen. Damit sollten politisch-diplomatische Verbindungen untermauert werden. Deshalb konnten Könige mit mehreren Frau- en gleichzeitig verheiratet sein.
Der Kreis der Personen, die Ansprüche auf die Herrschaft erheben konnten, war also groß und komplex.

Anders als in der griechischen Poliswelt hatte sich die urtümliche Organisationsform in den nordgriechischen Randzonen also gehalten.
Auch die Lebensweise hatte einen anderen Charakter:
 Neben günstigem Ackerland standen vor allem reiche und gut bewässerte Zonen für die Aufzucht von Rindern und Pferden zur Verfügung.
Die reichlich vorhandenen Wälder boten beste Möglichkeiten zur Jagd, auch auf wilde Tiere wie Eber und Wölfe.
Löwenjagd zweier Männer,
vermutlich Alexander und Krateros
(Mosaikdarstellung aus Pella)

Das Jagen wurde geradezu als Mutprobe und Gelegenheit zum Erwerb von Ruhm und Ehre angesehen und entsprechend organisiert. Besonders wichtig war auch der Krieg gegen Nachbarn, die eine ähnlich rauhe Lebensweise hatten und die bald abgewehrt, bald angegriffen wurden. Wer noch keinen Eber auf der Jagd und keinen Menschen im Krieg getötet hatte, galt nicht als richtiger Mann.

Die wichtigste Form der Geselligkeit war, wie bei den Griechen, das gemeinsame Gelage von Männern (Symposion). 

Griechisches Symposion.
Dieses war bei den Makedonen nicht so strikt ritualisiert wie bei den Griechen, sondern konnte sich vom mehr oder weniger kontrollierten Alkoholgenuß bis zur totalen Trunkenheit steigern - zumal man den Wein unvermischt genoß, was bei den Griechen als barbarisch galt.

In diesem kriegerischen Milieu hatte die Dynastie der Argeaden große Zähigkeit bewiesen.
Unter ihrer Führung expandierten die Makedonen nach Norden in die Randzonen zwischen dem Gebirge und dem damals noch weit nach Norden ausgreifenden Thermaischen Golf, ja allmählich auch über den Fluß Axios hinweg nach Osten. 
Das antike Makedonien

Zugleich banden sie die ihnen besonders eng verwandten Stämme in den westlich und noch weiter nördlich gelegenen Hochländern (Elimioten, Oresten, Lynkesten, Tymphaier, Pelagonier), die eigene Dynastien hatten, an sich.
So ergab sich allmählich die Unterscheidung von unterem (um den Thermaischen Golf) und oberem Makedonien (die Landschaft der großen Bergkantone).
Seit dem ausgehenden 6. Jahrhundert versuchten die Argeadenkönige, ein Reich in diesen Dimensionen aufzubauen und zu erhalten.

Diese Politik hatte jedoch nie zu einer wirklich stabilen Situation geführt;
neben großen Erfolgen standen auch Rückschläge, ja weitgehende Verluste: Schon interne Konflikte um die Königswürde innerhalb der Argeadendynastie konnten sich katastrophal auswirken - und waren jederzeit möglich.

 Die jeweils in anderen Stämmen existierenden Königs- bzw. Häuptlingsgeschlechter waren keineswegs zur Unterwerfung geneigt.
Auch dort gab es eigene Traditionen mythischer Herkunft. Dazu kam ein erheblicher Druck von außen. Im Nordwesten und Norden saßen illyrische, im Norden und Nordosten thrakische Stämme, die mindestens ebenso kriegerisch waren wie die Makedonen und sich von ihnen durch Sprache und Sitte deutlich abhoben.
Gerade deswegen herrschte ein nahezu permanenter Kriegszustand, der die Aufrechterhaltung der martialischen Lebensweise förderte; denn wer sich hier nicht behaupten konnte, war verloren.

Hinzu kam vom Süden der Druck der griechischen Städte
Seit der Kolonisation im 7. Jahrhundert siedelten Griechen gerade an den besten Küstenplätzen, sie kultivierten nicht nur die reichen Ländereien in ihren Territorien, sondern kontrollierten auch Handel und Verkehr, der sich wesentlich auf dem Meer abspielte (Pydna, Methone, Chalkidike). Immerhin gab es hier Perspektiven einer Symbiose im wechselseitigen Interesse (z.B. Handel mit Holz aus den makedonischen Bergen). 

Aber zugleich wuchs seit dem 5. Jahrhundert, vor allem mit der athenischen Expansion, der Druck griechischer Großmächte, unter dem Makedonien leicht zu einem Spielball werden konnte.

Philipp II
Dies hatte sich nicht zuletzt in den ersten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts gezeigt, und Philipp (geb. 383 oder 382) hatte es persönlich erfahren:

Konnte sein Vater, Amyntas III. (er regierte 394-370/69), trotz schwerer Belastungen die Position des Reiches einigermaßen wahren, so geriet dessen ältester Sohn und Nachfolger, Alexander II. (370/69-369/68), sehr rasch unter die Kontrolle der griechischen Großmacht Theben. Diese verstärkte sich noch nach seiner baldigen Ermordung im Zuge von innermakedonischen Thronstreitigkeiten. Damals mußte sein jüngster Bruder Philipp sogar einige Jahre (etwa 368-365) als Geisel in Theben verbringen.

Unter dem mittleren Bruder Perdikkas wurde dann die Dominanz Athens in der nördlichen Ägäis erneut spürbar. Noch bedenklicher war allerdings ein Angriff illyrischer Stämme, dem der König selbst mit rund 4.000 Kriegern zum Opfer fiel (Frühjahr 359). In dieser katastrophalen Situation, einem besonderen Tiefpunkt der makedonischen Geschichte, übernahm Philipp, zunächst noch als Vormund für seinen Neffen Amyntas, die Regierung.

Die Lektion, die die Geschichte der Makedonen und ihrer Dynastie vermitteln konnte, mußte Philipp besonders gut gelernt haben:
Angesichts der historischen Erfahrungen existierten für die Zukunft seines Volkes eigentlich nur zwei Möglichkeiten - Dominanz oder Fremdbestimmung, Gewalt über andere oder Beherrschung durch andere.
 Bloße Unabhängigkeit als solche gab es nicht; um frei und unabhängig zu sein, mußte man machtvoll auftrumpfen, die anderen mindestens einschüchtern, am besten aber selber unterdrücken. Eine Mentalität, die wir heute eher der Mafia zuschreiben, war geläufig - und übrigens war sie auch gar nicht ehrenrührig, im Gegenteil.

Philipps Politik jedenfalls verrät in jedem Detail diesen Willen zur Übermacht.
Sein großes Ziel läßt sich aus ihr leicht erschließen:
Nach Möglichkeit sollte ein für allemal verhindert werden, was er selbst in jungen Jahren hatte mitansehen müssen. 

Ein im Inneren völlig neu organisiertes und politisch wie militärisch gestärktes Makedonien sollte nach außen hin offensiv werden. Beides war eng miteinander verquickt; außenpolitische Erfolge verbesserten oder eröffneten die Chancen für Maßnahmen zur inneren Stabilisierung. Philipp konnte sich dabei an verschiedenen Ideen und Einrichtungen einzelner Vorgänger, besonders des Königs Archelaos (ca. 413-399), orientieren. Außerdem kam ihm seine militärische Begabung, vor allem aber seine politische Geschicklichkeit zugute, beide gespeist von einer wilden, fanatisch wirkenden Entschlossenheit.

Wie Archelaos bemühte sich Philipp um eine Modernisierung seines Reiches.

Das hieß vor allem, daß wesentliche Elemente der griechischen Lebensweise Eingang in Makedonien fanden.

Städte wurden gegründet und mit einem Territorium ausgestattet, das der Versorgung der Bevölkerung diente (z.B. Philippi). 

Die Makedonen selbst, insbesondere die Eliten, wurden mit der griechischen Sprache, Lebensform und Bildung vertraut gemacht. 

Die wirtschaftlichen Ressourcen des wachsenden Landes (Holz, Edelmetalle) wurden optimal erschlossen. Alle diese Maßnahmen galten der Stärkung der Machtgrundlage.

Vor allem ging es dem König um die Reorganisation des Heeres. Traditionell spielte die Kavallerie im makedonischen Aufgebot eine große Rolle.

Gerade im ritterlich-reiterlichen Kampf gipfelte das kriegerische Leben der makedonischen Adligen. In diesem Rahmen verstanden sie sich als Freunde und Gefährten des Königs (Hetairoi) und machten ihren Einfluß geltend. Nach demselben Prinzip organisierte Philipp nun das Fußvolk, indem er es im Rang aufwertete und in die Nähe der Reiterei rückte, mit dem Namen Pezhetairoi (Kampfgenossen zu Fuß).

Dabei handelte es sich um eine stark bewaffnete Truppe, die mit extrem langen (ca. 5 m) Lanzen (Sarissen) ausgerüstet war, aufs strengste disziplinierte Bewegungen trainierte und ausführte - schwer beweglich und vor allem in der Defensive als geschlossener Block wichtig. Sie konnte aber auch, mit kürzerer Stoßlanze, in anderer Formation eingesetzt werden. Dazu kamen die Hypaspisten, die ähnlich wie griechische Hopliten bewaffnet waren, mit einem größeren Schild (griech. aspis) und einer Stoßlanze. Gerade sie konnten als bewegliche Einheit fungieren.

Einiges mag hier schon älter gewesen sein. Aber zwei we-sentliche Neuerungen dürften auf Philipp zurückgehen. Zum einen erhöhte er die Infanteristen nicht nur nominell im Rang, sondern er ermöglichte ihnen auch, durch die Versorgung mit Land beispielsweise auf dem Gebiet der neugegründeten Städte, eine dem Rang entsprechende Lebensweise.
Sie brauchten ihr Land nicht selber zu bestellen, sondern waren abkömmlieh, wie Aristokraten; das bedeutete aber konkret, daß sie wie ein stehendes Heer permanent trainiert und eingesetzt werden konnten.
Durch die kriegerische Tätigkeit vergrößerten sie ihre Effizienz, die daraus resultierenden Eroberungen erlaubten die zahlenmäßige Vergrößerung der Truppe.
Zum anderen wurde in der Schlacht selbst die Verbindung der verschiedenen Waffengattungen hergestellt, der „Kampf der verbundenen Waffen“. Dazu kamen in der Regel noch weitere Spezialisten, meist Söldner oder Alliierte (z.B. Bogenschützen, Schleuderer, Belagerungs- und Geschützspezialisten).

Nur so gab die unterschiedliche Bewaffnung und Kampfesweise einen Sinn, und nur so war das Heer flexibel genug, gegen illyrische Bergvölker, thrakische Stämme und griechische Hopliten zu kämpfen oder auch Städte mit Gewalt einzunehmen.

Besonders wichtig war darüberhinaus die Verbesserung des Zusammenhaltes zwischen den unterschiedlichen Regionen und Teilstämmen. In diesem Zusammenhang intensivierte Philipp das Gefolgschaftsprinzip des Hetairen-Adels, womöglich nach persischem Vorbild:

Die Söhne führender Familien aus allen Teilen des Reiches, Unter- wie Obermakedonien, traten im Alter von etwa 14 Jahren für einige Jahre in den persönlichen Dienst des Königs, als paides basilikoi (Königspagen). 

Sie wurden in dieser Zeit intellektuell, politisch und militärisch ausgebildet und gerade in ihren Jugendjahren, wo sie besonders formbar waren, unmittelbar an die Person des Königs gebunden. Zu dem Korps der Königspagen zu gehören oder gehört zu haben galt als besondere Ehre. Insgesamt entwickelte Philipp eine prächtige Hofhaltung in der von Archelaos gegründeten Hauptstadt Pella.

Die vornehmen Makedonen teilten hier das gesellige Leben mit dem König, die persönlichen Beziehungen wurden gestärkt. Nicht zuletzt förderten die regelmäßigen Kriegszüge, an denen der Adel der Teilstämme jeweils in seinem Rang angemessener Weise in Kommandostellen oder in der Hetairen-Kavallerie beteiligt war, das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Philipps Herrschaft wurde immer stabiler; obgleich der Sohn seines Bruders noch lebte, wurde er als legitimer König fraglos anerkannt.
Einige Adlige gehörten zu den engsten politisch-militärischen Mitarbeitern des Königs. Auf sie konnte er sich rückhaltlos verlassen. Zwei von ihnen, Antipatros und Parmenion, älter als Philipp, gehörten noch unter Alexander zu den Spitzen des makedonischen Reiches.
In den Zusammenhang der inneren Festigung von Reich und Herrschaft gehörte auch und besonders die Erziehung des Thronfolgers: Philipp war, im Sinne der erwähnten Polygamie, mit verschiedenen Frauen gleichzeitig verheiratet. Diese Verbindungen waren aus politischen Gründen zustandegekommen, als physische, Bekräftigung  von Friedensschlüssen und Bündnissen.

 Alexanders Mutter Olympias war Philipps vierte Frau.

Olympias
(Archaeological Museum, Thessaloniki)
 Die Ehe mit ihr (geschlossen im Winter 357/6) sollte die Beziehung des makedonischen Königs zur Herrscherfamilie im westlich benachbarten Epirus unterstreichen.

Diese führte ihren Stammbaum auf den größten Helden der Ilias bzw. des Trojanischen Krieges, auf Achilleus, zurück. 
 Wahrscheinlich war keine der Ehen Philipps von vornherein privilegiert (als „Hauptehe“ o.a.), sondern hing die Stellung der Frauen von der politischen Nützlichkeit ab, nicht zuletzt aber auch davon, ob sie dem König einen möglichen Thronfolger geschenkt hatten.

Trotz der zahlreichen (insgesamt sieben) Ehen hatte Philipp nur zwei Söhne, neben Alexander noch Arrhidaios, den Sohn der Philinna, einer Griechin aus Larisa in Thessalien.

 Dieser war allerdings wegen einer psychischen Behinderung nicht in der Lage, den an einen makedonischen König zu stellenden Anforderungen vor allem auf militärischem Gebiet und in der politischen Organisation zu genügen.

So blieb - jedenfalls zunächst - Alexander.

Dieser wurde in jeder Hinsicht auf seine herrscherliche Tätigkeit vorbereitet.
Gemeinsam mit etwa gleichaltrigen Jungen aus den vornehmsten makedonischen Familien erhielt er eine geradezu perfekte Erziehung.
 Dazu gehörte natürlich auch die militärische Ausbildung. Aber fast noch wichtiger waren der Sport und die Jagd, die man intensiv miteinander übte und praktizierte.

Solche Elemente waren auch der griechischen Erziehung nicht fremd, 
und überhaupt war auch die geistige Formung und Bildung, 
die rein griechisch war, 
von erheblicher Bedeutung. 
Wie es üblich war, stand die intensive,
 vom Auswendiglernen bestimmte Lektüre 
der homerischen Epen ganz im Vordergrund.

Alexander hat hier seine wesentliche Prägung erfahren.
Die Welt Homers, die dort vermittelten Werte, hat er sich in besonderer Weise zu eigen gemacht: Die agonale Mentalität des „Immer der Beste zu sein und die anderen zu übertreffen“, die ebenso einfachen wie strikten Regeln der Ehre und der Rache, der Freundschaft und der Feindschaft,
 verkörpert in der Zuneigung zwischen Achilleus und Patroklos 
und dem Haß zwischen Achilleus und Hektor,
 hatten in der griechischen Welt immer eine besondere Bedeutung. 

Noch viel stärker mußten sie auf jemanden wirken, dessen kriegerische Lebensrealität dem Heldentum der Ilias noch näher stand und der sich mit den größten Heroen des Mythos, mit Herakles und besonders mit Achilleus, durch väterliche und mütterliche Abstammung in Verbindung wußte.

Enge freundschaftliche Beziehungen zu den Jungen in seinem Kreis kamen zustande und hielten bis zum Tode. Alexanders wichtigste Mitarbeiter und Offiziere wurden gemeinsam mit ihm ausgebildet. Besonders eng, wahrscheinlich auch intim, war die Beziehung zu Hephaistion.
So wie Alexander von seinem griechischen Lehrer den Spitznamen Achilleus bekam, galt dieser gleichsam als Patroklos.

Aristoteles und Alexander.
Noch intensiviert wurde diese Erziehung vom 14. Lebensjahr an, vergleichbar der Ausbildung der Königspagen: Für rund drei Jahre hielten sich Alexander und seine Freunde in der Nähe von Mieza westlich der alten Königshauptstadt Aigai auf, abgeschieden in einem Heiligtum der Nymphen. Verantwortlich für die Erziehung war der Philosoph Aristoteles. 

Dessen Vater hatte als Leibarzt bereits enge Kontakte zur makedonischen Königsfamilie gehabt.

Er selber gehörte seinerzeit bereits zu den angeseheneren Intellektuellen Griechenlands. 

Gerade die Verbindung zwischen dem großen Denker und dem Heldenjüngling hat die spätere Vorstellungskraft mächtig beflügelt.

Seit der Antike wurde vieles in diese Beziehung hineingelegt, und nicht selten erschien Alexander als der Mächtige, der Ideen seines Meisters realisiert oder auch gegen sie verstößt.

Denkt man an das Alter des Schülers und an die üblichen Inhalte einer höheren Erziehung, so wird man dieses Lehrer-Schüler-Verhältnis nüchterner betrachten. Sicher erhielt der Prinz eine sehr gute Unterrichtung in der griechischen Literatur.
 Insbesondere die Kenntnis der Ilias wurde auf diesem Wege vertieft, noch mehr konnte sich Alexander in seinem Sinne in sie hineinleben: Ein von Aristoteles philologisch bearbeitetes Exemplar begleitete ihn auf seinen Feldzügen, als „Proviant der kriegerischen Tüchtigkeit“, wie er sagte; und in einem Kistchen lag es unter seinem Kopfkissen, zusammen mit einem Kurzschwert.

Aber natürlich wurden auch andere Autoren gelesen, etwa die drei klassischen attischen Tragiker, Aischylos, Sophokles und Euripides, oder der „Vater der Geschichtsschreibung“, Herodot, in dessen Werk die Perserkriege von 490 und 480/79 ausführlich geschildert und in eine traditionelle Kette von Kriegen und Konflikten zwischen Griechen und Barbaren hineingestellt waren. 

Eine besondere Vorliebe hatte Alexander auch für Pindar, den boiotischen Lyriker, der dem Wettbewerbs- und Ruhmesdenken griechischer Aristokraten und Monarchen wortgewaltig Ausdruck verliehen hatte.

Daneben dürfte sich Alexander unter Aristoteles' Anleitung auch intensiv mit Geographie beschäftigt haben, denn während des Asienfeldzuges zeigte er ein nicht nur militärisches, sondern geradezu wissenschaftliches Interesse an den entfernten Gegenden der bewohnten Welt.

Selbstverständlich darf man auch mit moralisch-ethischen Ermahnungen und Ratschlägen rechnen. Zur Tüchtigkeit (arete) dürfte der Philosoph seinen Schüler angehalten haben, zu einer Tüchtigkeit, die sich gerade auch die großen Helden des Mythos zum Ziel gesetzt hatten.

 Von Aristoteles ist ein Gedicht erhalten, in dem diese Orientierung der mythischen Heroen auf die wahre arete als pothos (Sehnsucht) bezeichnet wird. Derselbe Begriff wird uns im Hinblick auf Alexanders Zielsetzung bzw. deren Erklärung noch häufiger begegnen.
Dieser Sehnsucht nach Leistung wird alles andere hintangestellt: 
Herakles, 
Kastor und Pollux, 
Achilleus und Aias 

werden in dem Gedicht als Beispiele dafür genannt.

Die Annahme liegt nahe, daß Aristoteles’ Ratschläge an seinen Schüler einen solchen Tenor hatten.
Neben der geistigen Erziehung wird auch die körperliche nicht zu kurz gekommen sein. Was Alexander dagegen in der politisch-militärischen Praxis brauchte, für seine konkreten Aufgaben, das lernte er, wie jeder andere auch, in der Praxis, im Kontakt mit seinem Vater und dessen Mitarbeitern. So erhielt er sehr schnell, nach dem Abschluß der Jahre in Mieza, im Alter von 16 Jahren, eine sehr wichtige Aufgabe.

Während sein Vater gegen Byzantion und am Marmarameer kämpfte, nahm er in Makedonien bereits die Tätigkeit des Königs wahr:
 Er verhandelte mit persischen Gesandten und unternahm sogar einen Feldzug gegen einen thrakischen Stamm. 
Hinfort gehörte auch er selber zu den wichtigsten Helfern seines Vaters.

In seiner Kindheit und Jugend konnte er den geradezu unglaublichen Aufstieg der makedonischen Macht, vom Spielball auswärtiger Potentaten und Poleis bis zur eindeutigen Hegemonie im südlichen Balkan, miterleben. Philipps Politik richtete sich, wie schon erläutert, von vornherein nach außen. Sein Programm der inneren Reorganisation war dafür die Voraussetzung, und die Expansion entwickelte sich im Zusammenhang mit ihr.
Gegen Illyrer und Thraker, ja selbst gegen skythische Stämme an der Donau demonstrierte er immer wieder Kraft und Stärke. Vor allem in den Gebieten östlich des Reiches etablierte er seine Herrschaft unmittelbar.

Die reichen Edelmetallvorkommen im Pangaion-Gebirge brachte er unter seine Kontrolle, aber auch fruchtbare Ländereien zur Versorgung seiner Soldaten. Gerade hier geriet er schon früh mit den griechischen Städten in Konflikt, die er nach und nach unterwarf (Amphipolis 357, Poteidaia 356, Olynth 348).

Damit drang er in Interessenbereiche griechischer Großmächte, insbesondere Athens, vor. Aber das kümmerte ihn wenig. Im Gegenteil, ihm ging es gerade um eine starke Stellung gegenüber den Griechen in seinem unmittelbaren Vorfeld und dann, angesichts von Fortschritten in dieser Richtung, um die Dominanz in und über Griechenland. Sein Blick richtete sich zunächst vor allem auf Thessalien, das im Süden an Makedonien angrenzende Gebiet, in dem eine der makedonischen vergleichbare, vom Ethos der Reiter und Adligen geprägte Mentalität dominierte.

Unter Ausnutzung interner Konflikte und ohne vor Auseinandersetzungen mit der zweiten griechischen Großmacht, mit Theben, zurückzuschrecken, verschaffte sich Philipp in zähem Ringen die dominierende Position im Bund der Thessaler: Er wurde dessen Archon (352) und setzte in den thessalischen Städten ihm genehme Regime ein (344).

Die politische Situation in Griechenland kam Philipps Expansion sehr entgegen. In ständigen Kriegen um die Hegemonie hatten sich die Stadtstaaten erschöpft, ohne auf ihre Ansprüche und Rivalitäten zu verzichten. Nach der Schlacht von Leuktra (371) und dank der geschickten Ausnutzung dieses Sieges durch die Politik des Epameinondas von Theben waren als große Konkurrenten im ,Machtpoker1 die Athener und die Thebaner übrig geblieben.

Aber auch in deren Umfeld gab es diverse regionale Konflikte zwischen kleineren und mittleren Mächten, in Zentral- und Westgriechenland, auf der Peloponnes und in der westlichen Ägäis, in die die Großmächte jederzeit hineingezogen werden konnten. Hinzu kam, daß man in Griechenland viel zu spät merkte, daß sich die Machtverhältnisse im Norden völlig verkehrt hatten.

In überlegener Weise instrumentalisierte Philipp diese Situation, um sich eine immer bedeutendere Rolle in der griechischen Machtpolitik zu verschaffen: Besonders in dem Konflikt um das wichtige Heiligtum in Delphi intervenierte er als dessen Schutzherr, sicherte sich eine einflußreiche Position in Mittelgriechenland und versuchte, die Athener zu isolieren (346). Vor allem dank des unermüdlichen Wirkens des Politikers Demosthenes, der als einer der ersten die von Philipp ausgehende Bedrohung erkannt hatte, wurden die Athener wachsam und auch andere griechische Staaten gegenüber der Gefahr aus dem Norden sensibilisiert.

Demosthenes
Als es schließlich zum Krieg zwischen Makedonen und Athenern kam (340), brachte Demosthenes eine nicht unbedeutende antimakedonische Allianz zusammen. 

Er erinnerte an den gemeinsamen Kampf der Griechen gegen den Perserkönig knapp 150 Jahre zuvor und stilisierte den aktuellen Konflikt zu einem Freiheitskrieg der Griechen gegen den „barbarischenMakedonenkönig - ein Panhellenismus ganz besonderer Prägung, der nicht ohne Wirkung blieb.
Als sich nach Philipps Einmarsch in Mittelgriechenland (Ende 339) auch Theben von diesem bedroht fühlen konnte, brachte Demosthenes die dortige Volksversammlung zum Anschluß an den von ihm und den Athenern initiierten Hellenischen Bund. 

Nun, ganz zuletzt, stand Griechenland doch weitgehend einig gegen die Makedonen zusammen. Es kam zu einer Entscheidungsschlacht, und aus Sicht vieler Griechen, besonders in Athen und Theben, war diese durchaus ein Kampf um die Freiheit.

In der Ebene von Chaironeia im westlichen Boiotien traf am 2. August 338 die makedonische Armee, durch Drill und Kampfroutine bestens trainiert, auf das griechische Aufgebot, in dem die Hopliten aus Athen und Theben, insbesondere die thebanische Elitetruppe, die Heilige Schar (300 Mann), einen ernstzunehmenden und aufs höchste motivierten Gegner bildeten.
Die zahlenmäßige Stärke (ca. 30.000 Mann) war etwa gleich.

Zum ersten Mal bewährte sich das makedonische Konzept des Kampfes der verbundenen Waffen in einer großen Feldschlacht: Die Infanterie kämpfte hinhaltend, während die Reiterei, an der Spitze die Hetairoi, die Offensive übernahm, und zwar gerade dort, wo der Gegner am stärksten war.

Dies war im Prinzip die Strategie der schiefen Schlachtordnung, mit der Epameinondas die Spartaner bei Leuktra bezwungen hatte.
 So attackierte die makedonische Kavallerie auf ihrem linken Flügel die Heilige Schar der Thebaner, die dem Gegner zwar schwere Verluste zufügte, aber schließlich ihrem Kriegerethos gemäß kämpfend zugrunde ging. Dies entschied die Schlacht - und damit erwarb sich Alexander größten Ruhm; denn er, gerade 18 Jahre alt, hatte die Reiterei kommandiert.

Mit dem Sieg hatte Philipp erreicht, was bisher niemandem gelungen war, weder den Persern noch den griechischen

Großmächten selbst. Ihm gehörte die völlige und eindeutige Herrschaft über Griechenland.
Er mußte sie nun freilich auch politisch gewinnen, da er ja weithin als Unterdrücker und Eroberer galt. Zunächst band er die griechischen Staaten, auch die Hauptgegner, durch bilaterale Schutz- und Trutzbündnisse (Symmachien) formell an sich.

In manchen Poleis förderte er auch den internen Umschwung und etablierte Oligarchien von ihm verbundenen Politikern, so besonders in Theben. Vor allem aber versuchte er - seinerseits auf die Idee des Panhellenismus zurückgreifend -, die Griechen in ihrer Gesamtheit zu einigen und auch innerlich mit der makedonischen Dominanz vertraut zu machen.
 Das sollte durch eine bedeutende Leistung und Wohltat für das Griechentum geschehen.

Zu diesem Zwecke benutzte Philipp das Konzept des Allgemeinen Friedens (Koine Eirene), das die Griechen im 4. Jahrhundert gerade angesichts der zahlreichen Hegemonialkriege entwickelt hatten. Es sah, vereinfacht gesagt, so aus, daß sich alle Griechen auf den Abschluß und die Einhaltung eines Friedens eidlich und vertraglich verpflichteten und daß sie sich zugleich als Verbündete ansahen für den Fall, daß irgendjemand aus dem Kreise dieser ,Friedensgenossen“ oder von außerhalb den Frieden verletzte.
Der Frieden implizierte also ein Bündnis, das im Falle der Friedensstörung wirksam wurde.

Einen solchen ,organisierten' Frieden ließ Philipp die Griechen im Herbst 338 abschließen.

Es gab dabei eine Institution, die über wesentliche Fragen, insbesondere natürlich den jeweiligen casus belli, zu entscheiden hatte, den Bundesrat (Synhedrion), in dem die griechischen Staaten proportional (gemäß der Höhe der Truppenaufgebote, die sie im Kriegsfall zu stellen hatten) vertreten waren.
Die Makedonen gehörten gar nicht dazu.
Lediglich im Falle eines Krieges, also der Friedensstörung, kam ihr König, Philipp bzw. sein Nachfolger, ins Spiel, allerdings an entscheidender Stelle, nämlich als militärischer Oberbefehlshaber (Hegemon). 
So konnte Philipp als Friedensstifter und Friedenshüter erscheinen, der Eindruck konnte entstehen, daß die Griechen bzw. ihre jeweiligen Abgeordneten im Synhedrion ein echtes Mitspracherecht hatten.

Und dennoch bedeutete dieser Allgemeine Frieden, der nach dem Ort seines Abschlusses Korinthischer Bund genannt wird, nichts anderes als die
definitive formelle Etablierung der makedonischen Herrschaft in Griechenland.

Da die Befehlsgewalt des makedonischen Königs erst im Kriegsfälle effektiv wurde, war dieser Bund schon seiner Logik nach auf Krieg angelegt.

Daß dies in der Tat von vornherein beabsichtigt war, zeigt schon der Ort des Bundesvertrages:

Auf dem Isthmos von Korinth hatten sich im Jahre 481, angesichts des bevorstehenden Angriffs der Perser unter Xerxes, die Griechen zu innerem Frieden und zum Kampf um ihre Freiheit gegen den Aggressor verbündet und verschworen.

 Und genau die Perser waren es, die als einzige Gegner des Allgemeinen Friedens in Frage kamen.

Sparta hatte sich diesem zwar als einziger griechischer Staat nicht angeschlossen. 
Aber Sparta war damals eine Macht, die man ignorieren konnte, ja die man durch Ignoranz noch mehr treffen konnte als durch Bekämpfung.

 Die Perser dagegen waren nicht nur der einzige, sondern gleichsam auch ein idealer Feind.

 An die alte Feindschaft ließ sich gut anknüpfen, 
mit zwei in Griechenland immer populären Parolen, 
Rache und Freiheit. 

Rache war zu üben für die Zerstörung von Heiligtümern in Griechenland in den Jahren 480/479, insbesondere in Athen; 

Freiheit ließ sich erkämpfen für die griechischen Staaten in Kleinasien, die seit dem Königsfrieden (386) unter persischer Herrschaft standen. 

Wie virulent solche Motive und Tendenzen wirklich waren, sei dahingestellt. Immerhin war die Zerstörung des Athena-Tempels auf der Akropolis in Athen seit über 140 Jahren ungerächt geblieben, und die Athener hatten seit mehr als einem Jahrhundert nicht erkennen lassen, daß die Rache für diese Tat (die übrigens ihrerseits ein Racheakt für die Vernichtung von Heiligtümern während eines antipersischen Aufstandes gewesen war) ein Thema ihrer Politik bildete. Aber in jedem Falle konnte sich Philipp als Führer in einem neuen Perserkrieg Verdienste erwerben; nach den geltenden Vorstellungen war ihm als Wohltäter Anerkennung gewiß, gerade durch eine Leistung für andere konnte er die Akzeptanz seiner Herrschaft begründen und ausbauen.

Das Persische Reich war aber auch unter anderem Gesichtspunkt ein idealer Gegner. Schon um 400 hatte der erfolgreiche Zug einer griechischen Söldnertruppe während des Bruderkrieges zwischen dem Großkönig Artaxerxes II. und dem jüngeren Kyros deutlich gemacht, daß die militärische Leistungsfähigkeit des Großreiches geringer war, als es dessen Image entsprach. In der folgenden Zeit war Ägypten einige Jahrzehnte lang vom persischen Reich unabhängig gewesen. In den 60er Jahren waren viele der Gouverneure des Reiches in Kleinasien von der Krone abgefallen (Großer Satrapenaufstand). Zwar hatte Großkönig Artaxerxes III. Ochos (359-338) die Situation bereinigt und sogar Ägypten erneut unterworfen, doch war das Reich nach seiner und seines Sohnes Ermordung in eine schwere Führungskrise geraten, gerade in der Zeit, als Philipp die Macht in Griechenland an sich brachte.
 Erst mit der Thronbesteigung Dareios’ III. Kodomannos (336) sollte sich die Situation wieder einigermaßen stabilisieren.

Ob Philipp mit dem Perserkrieg noch weiterreichende Ziele verband, etwa die Eroberung des gesamten Reiches, ist mehr als fraglich und von der Perspektive der damaligen Situation aus ganz unwahrscheinlich:
Schon daß ein König aus Makedonien die alleinige Führungsrolle in Griechenland hatte, überstieg jede Vorstellung.

 Ein erfolgreicher Feldzug in Kleinasien, verbunden mit einer ,Befreiung* der griechischen Städte, mußte trotz aller Vermutungen über persische Schwächen alles andere als selbstverständlich scheinen. Denkbar ist allerdings auch, daß Philipp sich von der Dynamik der militärischen und machtpolitischen Entwicklung so hätte forttragen lassen, wie er es in seiner Griechenlandpolitik getan hatte. Aber schwerlich hat ihm mehr als Kleinasien oder gar die Eroberung des gesamten Perserreiches vor Augen gestanden.

Im Frühjahr 337 wurde der vom makedonischen König vorgeschlagene Krieg gegen die Perser vom Synhedrion des Korinthischen Bundes beschlossen. Ein Jahr später wurde ein
Vorauskommando unter Parmenion und Attalos, zwei der höchsten Würdenträger, nach Kleinasien geschickt.

Im Herbst desselben Jahres (336) fiel Philipp einem Attentat zum Opfer. 

Der zwanzigjährige Alexander trat seine Nachfolge an. 

Sein Erbe war nicht nur die Herrschaft im gefestigten und erweiterten Makedonien und die Dominanz über Griechenland, sondern auch dieser Krieg gegen das Persische Reich, den er zu seinem ganz eigenen Krieg machte.

So einfach die Thronfolge auch aussah und so glatt sie auch ablief, selbstverständlich war sie keineswegs. Nur gut ein Jahr vorher war im Verhältnis zwischen Alexander und seinem Vater ein anscheinend unheilbares Zerwürfnis eingetreten.

 Im Frühling oder Sommer 337 hatte Philipp eine weitere Frau geheiratet, Kleopatra, die Nichte des schon erwähnten Attalos, eines der vornehmsten Gefolgsleute des Königs. Es war Philipps siebte Ehe, aber sie hatte doch einen besonderen Charakter:
Es war die erste Ehe mit einer Frau aus dem engeren makedonischen Hochadel, alle anderen Frauen, nicht zuletzt Alexanders Mutter Olympias, waren demgegenüber Fremde.

 So konnte während des Hochzeitsgelages der stolze, im Rang besonders erhöhte Attalos ausrufen, nun könne das Land endlich einen legitimen Erben erhalten. In der Tat hat Alexander seine Position als unangefochtener Thronfolger wohl gefährdet gesehen.

Seine Ehre war jedenfalls verletzt, desgleichen auch die seiner Mutter Olympias, die bis dahin doch als Mutter des Kronprinzen eine besondere Stelle unter den Frauen des Königs innehatte. Im Zorn verließen beide den makedonischen Hof und zogen sich in Olympias’ Heimat Epirus zurück.

Durch Vermittlung eines Griechen versöhnten sich Philipp und Alexander im folgenden Jahr wieder. Das war aber lediglich ein den politischen Notwendigkeiten geschuldetes Arrangement.
 Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war und blieb tief gestört. 
Als Philipp wenig später, ausgerechnet anläßlich der pompösen Hochzeitsfeier seiner Tochter Kleopatra, Alexanders leiblicher Schwester, mit ihrem Onkel Alexander von Epirus, dem Bruder der Olympias, von einem Leibwächter im Theater von Aigai getötet wurde (Herbst 336), richtete sich der Verdacht auf Anstiftung zur Tat rasch gegen Olympias, aber auch gegen Alexander selbst.

Olympias war weit weg und dürfte kaum die Möglichkeit gehabt haben, die Fäden zu ziehen.

An Alexander allerdings blieb (und bleibt) ein Verdacht hängen.
 Zwar war das Motiv des Attentäters (Tötung aus gekränkter Ehre) an sich plausibel, aber die Kränkung lag lange Zeit zurück.
 Zudem wurde der Täter sofort bei seiner Ergreifung getötet. Die Proklamation des neuen Königs und die Anerkennung durch das makedonische Heer erfolgten rasch und reibungslos.
Und ebenso rasch ließ Alexander Widersacher und mögliche Konkurrenten aus dem Weg räumen. Vor allem aber: Er hatte ein sehr schlüssiges Motiv. Philipp war in den Vierzigern, er konnte durchaus noch längere Zeit regieren, so lange, bis ein neuer Thronfolger herangewachsen war.

 Und dann wäre Alexander nur noch der Bastard von der wilden Epirotin gewesen!

Dies ist einer der Punkte, in denen das Urteil über Alexander stark von einer bestimmten Vor-Einstellung abhängt. Man kann nämlich auch entlastende Argumente finden: Unstimmigkeiten in der Motivation des Täters gibt es bei vielen Attentaten. Und alle genannten Auffälligkeiten sind auch anders zu erklären.
Alexander gegenüber grundsätzlich kritisch Gesonnene werden ihm den Vatermord eher Zutrauen als traditionelle Alexander-Verehrer, die diesen Gedanken zurückweisen.
 Sichere Aussagen lassen unsere Quellen nicht zu, und so muß die Entscheidung in der Sache offenbleiben.

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