Τετάρτη 22 Ιουλίου 2015

PHILIPP II von Makedonien, der bedeutendste König seiner Zeit in Europa.


 R. Malcolm Errington
Große Gestalten der griechischen Antike
58 historische Portraits von
Homer bis Kleopatra.

Die Bilder und die Textformatierungen 
sind unsere Auswahl (Yauna),

 und nicht im Text enthalten.
Philipp II, 
ein außergewöhnlicher Mann in der griechischen Politik.

Philipp II. von Mazedonien, 382 - 336 v. Chr.
Philipp II.
Hegemon von Hellas.
Im Jahr 346 v. Chr. erklärte ein gerade aus der makedonischen Hauptstadt Pella nach Athen zurückgekehrter Gesandter gegenüber der athenischen Volksversammlung,
 der makedonische König Philipp sei «vollkommen griechisch und Athen äußerst wohlgesonnen».

Diese Erklärung war auch deswegen notwendig, 
weil ein weitverbreitetes südgriechisches Vorurteil die im Norden Griechenlands lebenden Makedonen mitsamt ihren Königen zu «Barbaren» stempelte, ein Vorurteil, das gerade zur Zeit der damals herrschenden politischen Spannungen von Gegnern der Makedonen immer wieder angeführt wurde.

Man wußte es selbstverständlich besser.

Schon seit 150 Jahren nahmen makedonische Könige an den gemeingriechischen Olympischen Festspielen teil, seit über fünfzig Jahren wurden sogar «Olympische Spiele» in Makedonien selbst veranstaltet, an denen griechische Künstler und Athleten teilnahmen; 

Euripides
der makedonische König galt spätestens seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts, als der athenische Dramatiker Euripides beim damaligen König Archelaos ehrenvolle Aufnahme fand, zunehmend als Kunstmäzen, der Dichter, Philosophen, Maler und andere Intellektuelle gerne um sich sammelte.

 Dennoch blieb Makedonien für die meisten Griechen, die in Stadtstaaten im Süden lebten, wegen seiner territorialen Größe, seines - mit dem Süden verglichen - unterentwickelten Urbanisierungsgrads sowie seiner eher primitiven sozialen und politischen Strukturen - so war das Königtum im Süden seit Generationen abgeschafft oder so abgeschwächt, daß es sich mit der Macht des Königs in Makedonien nicht mehr vergleichen ließ - sowie engen Kontakten zu gewiß nicht griechischen Balkanvölkern, wie den Illyrern und Thrakern, fremd und fremdartig.

 Selbst der makedonische Dialekt, durchsetzt mit Wörtern und Wendungen aus dem Illyrischen und Thrakischen, galt als besonders schwer verständlich - eben «barbarisch».

Philipp II. wurde als dritter Sohn des damaligen Königs Amyntas und seiner Frau, der obermakedonischen Fürstentochter Eurydike, um 382 v. Chr. geboren. 

König Anyntas III.
Das war keine Glanzzeit für Makedonien.


Amyntas selbst war nicht unumstritten und mußte - allerdings schon vor Philipps Geburt - für einige Zeit ins Exil gehen; nach seiner Rückkehr war er gezwungen, zwischen innermakedonischen Gegnern und äußeren Feinden zu lavieren.
Zu den letzteren gehörten Illyrer (aus dem heutigen Albanien), die immer wieder Makedonien ausplünderten; 
die Thessaler; die unmittelbaren griechischen Nachbarn im Süden;
dann die griechischen Nachbarn im Osten, der Bund der chalkidischen Städte unter der Führung von Olynthos, sowie die traditionellen südgriechischen Großmächte Athen, Sparta und Theben. Nur dank großer Anstrengungen und einer guten Portion Glück vermochte es Amyntas, seinem Land bis zu seinem Tode um 370 eine gewisse Stabilität zu verschaffen.

Nachfolger wurde zunächst sein ältester Sohn Alexander.
 Eine unüberlegte Einmischung in Thessalien provozierte einen Gegenschlag von Theben, das nur durch das Stellen von Geiseln zum Rückzug bewegt werden konnte.

Unter ihnen war der etwa 13 jährige Königsbruder Philipp, der auf diese Weise für etwa drei Jahre nach Theben kam.
 Kurz danach wurde aber Alexander ermordet und durch einen gewissen Ptolemaios kurzzeitig ersetzt, bis auch er 365 von Alexanders und Philipps Bruder Perdikkas umgebracht wurde.

Perdikkas setzte sich zwar in Makedonien durch, fiel aber 359 in einer verheerenden Schlacht in Obermakedonien gegen eindringende Illyrer;
in der auch 4.000 makedonische Soldaten ihr Leben ließen.

Somit war der Weg für den dritten Bruder Philipp frei.

Im Jahr 359 hätte niemand vorausahnen können, daß innerhalb von weniger als 215 Jahren Makedonien zur bestimmenden Macht auf der ganzen Balkanhalbinsel, daß der König in Makedonien der mächtigste Herrscher des ganzen Ostmittelmeerraumes werden würde. 

Daß es so kam und daß in der nächsten Generation Philipps Sohn Alexander sogar das mächtige Perserreich zerstören konnte, war hauptsächlich die Leistung des Königs Philipp.

 Als er mit 22 Jahren die Herrschaft in Makedonien übernahm, sah er sich allerdings mit so vielen aktuellen Problemen konfrontiert, daß Zukunftsplanung über den Augenblick hinaus kaum auf der Tagesordnung gestanden haben kann.

Dennoch verraten die Energie und die Entschlossenheit, mit welchen Philipp die anstehenden Probleme anpackte, ein außergewöhnliches politisches Talent. 

Von Nachbarn, die nur plündern wollten, erkaufte er sich mit Geld eine Verschnaufpause;

Thronprätendenten schlug er zurück oder jagte sie außer Landes;
eine Heeresreform - zu der ihn vielleicht seine Erfahrungen in Theben angeregt hatten - wurde eingeleitet.

Deren wichtigste Bestandteile waren zum einen die Vereinheitlichung der Bewaffnung durch die Einführung des etwa fünf Meter langen Stoßspeeres, der Sarissa, zum anderen das Beharren darauf, daß das Heer gemeinsam üben sollte, bevor es in den Krieg zog. Erste Erfolge stellten sich sofort ein:
 Die Paionen an der makedonischen Nordgrenze schlug Philipp sofort;
 die Illyren die nach dem Erfolg gegen Perdikkas noch in Obermakedonien weilten, unterschätzten den jungen König und verloren 7.000 Mann und alles Land, das sie im Krieg gegen Perdikkas gewonnen hatten.

Dabei ließ es Philipp aber nicht bewenden. Er zeigte hier zum erstenmal eine Eigenschaft, die für ihn charakteristisch war:
Er scheute weder im Krieg noch in der Politik den persönlichen Einsatz, und hier versuchte er durch eine Eheschließung mit der illyrischen Fürstentochter Audata zu zeigen,
daß er ein dauerhaftes Verhältnis zwischen den Völkern hersteilen und zumindest einige der illyrischen Stämme eng an das makedonische Königshaus binden wollte.

Olympias
Auch sonst kümmerte er sich in den nächsten Jahren um die Grenzregionen im bergigen Westen Makedoniens: Städte, Festungen und Straßen wurden gebaut, und eine zweite Eheschließung, diesmal mit Olympias, der Nichte des Molosserfürsten Arybbas, sorgte schnell - schon im Jahr 356 - für männlichen Nachwuchs und band damit auch dieses Gebiet an das makedonische Königshaus,
 da der junge Alexander von Anfang an als Thronnachfolger vorgesehen war.

Zielstrebig entledigte sich Philipp in den nächsten Jahren systematisch aller Problembereiche, die seinen Vorgängern besonders zu schaffen gemacht hatten.

Seine Aufgabe wurde gewiß dadurch erleichtert, daß die traditionellen Großmächte im griechischen Raum - Athen, Sparta und Theben - als Ergebnis ihrer langjährigen gegenseitigen Kämpfe eine Schwächeperiode durchmachten und nicht mehr wie in der Vergangenheit in der Lage waren,

Ereignisse im Norden mitzugestalten.

So gelang es Philipp nach und nach, fremde Einflußgebiete durch die Ausdehnung seiner Macht immer weiter von Makedonien weg zu rücken und auf diese Weise das makedonische Staatsgebiet nicht nur im Westen zu festigen, sondern es im Osten bis zum Nestosfluß auszudehnen.

So wurden Amphipolis und Krenides, das er als «Philippoi» neu gründete, makedonisch; Methone mußte nach der Belagerung durch Philipp (der dabei ein Auge verlor) seine Selbständigkeit aufgeben, wodurch Athen einen Stützpunkt an der makedonischen Küste einbüßte; die ganze Chalkidike wurde teils unter brutaler Gewaltanwendung - wie insbesondere 348 bei der Einnahme von Olynthos - in das makedonische Staatsgebiet einverleibt.

Durch diese Eroberungen gewann Philipp nicht nur neue Gebiete und neue Untertanen und damit neue Quellen des Reichtums, sondern auch große Ländereien, die er an verdiente Freunde, Offiziere und Soldaten, sogar auch an nichtmakedonische Siedlungswillige, verschenken konnte.

Dadurch konnte er neue feste Bindungen zwischen ihm selbst bzw. dem Königtum und den so Beschenkten und deren Familien knüpfen. Noch zwei Jahrhunderte später galten die Makedonen als besonders königstreu, was nicht zuletzt auf die Fortsetzung dieser von Philipp in großem Stil initiierten Entwicklung des innerstaatlichen Bindungswesens zurückgeführt werden kann.

Für die Zukunft des makedonischen Staates galten die Beziehungen zu den traditionellen
Großmächten des Südens als maßgeblich, wenngleich in seinen ersten Regierungsjahren Philipp andere Prioritäten setzte.

 Besonders wichtig war das unmittelbar südlich des Olympmassivs liegende Thessalien;

die makedonischen Könige hatten immer versucht, mit dessen führender Stadt Larissa gutnachbarliche Beziehungen zu pflegen.
Die Städte Thessaliens bildeten für übergeordnete gemeinsame Zwecke eine lockere Föderation mit einer gemeinsamen militärischen Führung.

Seit vielen Jahren herrschten zwischen diesem «Thessalischen Bund» und seiner Mitgliedstadt Pherai, das von einer Folge von Alleinherrschern regiert wurde, Spannungen, die sich immer wieder in Gewalt entluden.

 Philipps Erfolge hatten bis 355 den führenden Leuten in Larissa so imponiert, daß sie ihn baten, ihnen gegen Lykophron, den Tyrannen von Pherai, zu helfen.
 Der Erfolg blieb zwar nicht aus, brachte allerdings auch politische Komplikationen mit sich, denn gleichzeitig mit diesen Entwicklungen in Nordthessalien wurde in Delphi mit den Stimmen der Thessaler im Aufsichtsrat des Apollontempels, dem sogenannten Amphiktyonenrat, und unter der Federführung Thebens ein «Heiliger Krieg» gegen angebliche Tempelfrevler aus der mittelgriechischen Landschaft Phokis ausgerufen.

 Diese Angelegenheit hätte Philipp gar nicht besonders interessieren müssen, wenn nicht ein Bündnis zwischen Pherai und Phokis zustandegekommen wäre, das seinen thessalischen Freunden Sorge bereitete.

So wurde Philipp nach und nach in die politischen Auseinandersetzungen Zentralgriechenlands hineingezogen. 

Militärischer Erfolg gegen Pherai bedeutete jetzt, einen Schlag für die Belange des delphischen Apollon zu tun, aber auch aktiv auf die Seite Thebens zu treten, zu dem er seit dem Aufenthalt in seiner Jugend noch einige freundliche Kontakte unterhielt.

Daß Philipp sich dieser Verwicklungen bewußt war, zeigt sein Verhalten auf dem sogenannten Krokusfeld in Thessalien im Jahr 352, wo er seine Soldaten mit Lorbeerkränzen des Apollon schmückte, als er sie in die Schlacht gegen die Phoker des Onomarchos führte: Er ließ dessen Leiche als die eines Frevlers nach der Schlacht kreuzigen, und die gefallenen phokischen Soldaten als Tempelschänder ohne Beerdigung ins Meer werfen.

Philipps Engagement für die Belange des Apollon brachte ihn nach Zentralgriechenland und schürte das schon länger bestehende Mißtrauen der Athener bezüglich seiner Expansionsbestrebungen.

In Auseinandersetzung mit Theben schlug sich Athen im Heiligen Krieg auf die Seite der angeblich frevelhaften Phoker, und als Philipp nach seinem Erfolg auf dem Krokusfeld gegen die restlichen Phoker zu den Thermopylen vorstieß, trat ihm neben anderen ein athenisches Aufgebot entgegen, das ihn zur Rückkehr nach Thessalien zwang.

Dies waren aber nicht die ersten Spannungen mit Athen, das seit dem 5. Jahrhundert wirtschaftliche Interessen in der Nordägäis verfolgte. Für die Flottenmacht Athen war Zugang zu den Beständen an Schiffsbauholz in der Region sehr wichtig; deswegen hatten die Athener immer versucht, Einfluß in Makedonien und den angrenzenden Gebieten auszuüben, allerdings nicht immer mit glücklicher Hand.

Gerade athenische Unterstützung für einen der Thronprätendenten gegen Philipp im Jahr 359 hatte 
potentielle Sympathien in Pella verscherzt;
und Philipps erfolgreiche Makedonisierung des ganzen nordägäischen Raumes ließ kaum Platz mehr für die Pflege dauerhafter Interessen Athens, dessen Stützpunkte und Einflußgebiete einer nach dem anderen unter makedonische Kontrolle gerieten.

Demosthenes
Athenische Ohnmacht drückte sich aus in inadäquaten Hilfsaktionen sowie insbesondere in lauten Beschwerden in der Volksversammlung, wo der junge Demosthenes in einer konsequenten Opposition zu Philipp Aufstiegschancen in der athenischen Politik witterte.

Er schilderte Philipp in mitreißenden Reden, die teilweise erhalten sind, als einen Machtmenschen, der es insbesondere auf die Vereitelung von athenischen Interessen abgesehen hatte und dem es mit allen Kräften entgegenzutreten galt.

 Es dauerte erstaunlich lang, bis sich Demosthenes’ Meinung in Athen durchsetzte, obwohl die Athener insgesamt ungern von ihren Einflußgebieten im Norden Abschied nahmen.

Neben dem Schiffsbauholz war nämlich die Getreideroute von Südrußland durch den Bosporos und die Dardanellen für Athen lebenswichtig.

 Und so lag es nahe, die Möglichkeit, daß statt der Athen relativ freundlich gesinnten thrakischen Fürsten der aggressive Makedone Philipp diese Wasserwege kontrollieren sollte, als Bedrohung zu empfinden.

Nüchtern betrachtet hätte Athen allerdings viel mehr von einer Partnerschaft mit den Makedonen gehabt als von einer rückwärtsgewandten und zunächst künstlich aufgebauschten Feindschaft, denn Philipps bisherige Aktivitäten richteten sich höchstens mittelbar gegen Athen.
Es ging ihm vor allem darum, Athen und andere Staaten zu zwingen, deren aus der Zeit des athenischen Reiches des 5. Jahrhunderts hervorgegangene Gewohnheit abzustellen, sich in die Interna des makedonischen Staates einzumischen

. Vom makedonischen Blickwinkel aus war dieses Vorhaben völlig legitim, selbst wenn die Durchsetzung dieser Interessen eine ungewöhnlich konsequent eingesetzte Aggressivität verriet, die die Betroffenen überraschte, sogar schockierte.

Doch nicht jeder griechische Staat empfand den Aufstieg Makedoniens unter Philipp als bedrohlich. 

Es gab genügend kleinere Gemeinden in Mittel- und Südgriechenland, die es als ausgesprochen wohltuend und vorteilhaft empfanden, daß die Zeit vorbei sein könnte,
 in der die drei südgriechischen Großmächte,
 Athen, Sparta und Theben, 
das politische Schicksal der Griechen unter sich bestimmten. 

Früher hatte es sogar Ansätze gegeben, den traditionellen politischen Feind der Griechen, den Perserkönig, für die Belange der Balkangriechen zu interessieren, um ihnen nachdrücklicher entgegentreten zu können.

 Philipp war ihnen sowohl geographisch wie menschlich viel näher als der Perserkönig;
 sein Einsatz für den Thessalischen Bund gegen die Tyrannen von Pherai ließ hoffen.

 Eben da, wo Athen Anstoß nahm, entzündeten sich die Hoffnungen anderer Staaten; und als Friedensverhandlungen zwi- sehen Athen und Philipp im Frühjahr 346 begannen - das Ziel war letztlich, den jeweiligen Besitzstand vom anderen anerkennen zu lassen, also eine geographische Trennung von Interessengebieten vorzunehmen -, versammelten sich Vertreter aus fast der ganzen griechischen Welt in Pella, in der Sorge, daß auch diesmal Mauscheleien der Großmächte zuungunsten der kleineren Staaten ausfallen konnten.

Philipp genoß es sichtlich, daß sein Hof in Pella dank seines militärischen und politischen Erfolgs aus der Randlage, die Makedonien bislang eingenommen hatte, zu einer Schlüsselstellung in der griechischen Welt gelangt war. 


Persönlich aufgeschlossen, sogar mit kumpelhaften Zügen, ließ er sich gern umwerben und fand offensichtlich auch Gefallen an dem Umgang mit den streitsüchtigen, aber intellektuell herausfordernden Politikern aus den südgriechischen Staaten;

 er beschenkte seine Besucher wie in homerischen Zeiten mit reichen Gastgeschenken, vermittelte den Eindruck, daß er für jedermann ein Freund, vielleicht sogar ein politischer Partner sein könnte.

 Als die athenischen Unterhändler nach Athen zurückkehrten, teilte einer von ihnen, der Redner Aischines, seinen persönlichen Eindruck von Philipp mit in den Worten, mit denen diese Skizze begann:
Er sei «vollkommen griechisch und Athen äußerst wohlgesonnen». 

Das Abkommen wurde von den Athenern akzeptiert, die Einschätzung des Aischines allerdings nicht ganz.

Philipp galt, als er zehn Jahre später ermordet wurde, als der bedeutendste König seiner Zeit in Europa. 

Der Mord, anscheinend aus dem privaten Motiv verletzter Ehre von einem Makedonen namens Pausanias ausgeführt - der selbst von der Leibgarde sofort umgebracht wurde, so daß niemand ihn verhören konnte - geschah im Theater der alten Hauptstadt Makedoniens, Aigai, vor einem aus ganz Griechenland zusammengekommenen Publikum.

Anlaß war die Eheschließung von Philipps Tochter Kleopatra mit ihrem Onkel, dem Bruder ihrer Mutter Olympias, dem Molosserfürsten Alexander.

 Sie sollte vor dem Aufbruch Philipps nach Kleinasien als Hegemon (Anführer) eines panhellenischen Heeres zum Krieg gegen den alten Griechenfeind, den Perserkönig, feierlich begangen werden.

Seit dem Frieden mit Athen im Jahr 346 war eine neue Welt in der griechischen Politik entstanden, die mit Philipps Tod keineswegs zusammenbrach:

 Für knapp zwei Jahrhunderte würde das makedonische Königreich das politische Schicksal Griechenlands im wesentlichen bestimmen.

Es hätte aber anders kommen können, wenn die klassischen Großmächte Griechenlands, allen voran Athen, die Konsolidierung Makedoniens eher als Chance denn als Bedrohung betrachtet und die im Friedensabkommen von 346 festgehaltenen Ansätze für eine künftige Partnerschaft ernst genommen und ausgebaut hätten.

Doch die rückwärts gerichtete Politik des Demosthenes begann, in Athen Anhänger zu finden.

Philipp und seine Makedonen wurden von Demosthenes und einen politischen Freunden immer wieder als Zerstörer und Bedroher thenischer Interessen dargestellt, und Versuche wurden unternommen, uch andere Staaten für diese Auffassung zu gewinnen, so daß im Gegenzug viele kleinere Staaten, die sich in der Vergangenheit von Athen, iparta oder Theben gegängelt gefühlt hatten, sich zunehmend an Makedonien wandten und bei Philipp Gehör fanden, der in Makedonien ille wesentlichen Aspekte der Politik persönlich in der Hand hielt und Sittsteller ungern abwies.

 Noch zwei Jahrhunderte später verteidigte 1er aus der Peloponnes stammende Historiker Polybios die peloponneiischen Politiker des 4. Jahrhunderts gegen Vorwürfe des Demosthenes, sie hätten den gemeinsamen griechischen Widerstand verraten, mit dem entwaffnenden Argument, nur so hätten sie sich gegen Sparta adäquat schützen können.

Es ist gewiß wahr, daß Philipp gern den Einfluß seines Landes - und damit seine eigene Machtposition - ausdehnte, insbesondere dann, wenn es wenig Einsatz kostete.

Er soll noch stolzer auf seine diplomatischen Erfolge als auf seine rein militärischen gewesen sein. Doch dürfte niemand daran gezweifelt haben, daß er sein inzwischen fast professionelles Heer, wenn es angebracht erschien, auch in Griechenland einset- zen würde.

Das militärische Ethos der Makedonen scheute keineswegs vor Gewalt zurück, wie Philipps widerspenstige Nachbarn in Illyrien und Thrakien, von Thessalien und der Chalkidike ganz zu schweigen, immer wieder erfahren mußten. Und die provokatorische Verweigerungshaltung Athens, gekoppelt mit diplomatischen Kampagnen, deren Ziel es war, in Griechenland Stimmung gegen Philipp zu schüren, verursachte eine derartige Mißstimmung in Makedonien, daß Philipp letztlich erkennen mußte, daß ohne Gewaltanwendung keine der griechischen Großmächte auf Dauer zu gewinnen war.
  Der Löwe von Chaironeia

Die Schlacht bei Chaironeia in August 338 erschütterte die Träume der Athener und Thebaner, die sich in letzter Minute an die Seite der Athener gestellt hatten, daß sie - eventuell zusammen mit Sparta - das Geschick Griechenlands je wieder alleine unter sich würden bestimmen können. Philipp und seine kampferprobten Makedonen schlugen die versammelten Bürgerheere vollständig.

Beim nachfolgenden Friedenskongreß, der in Korinth stattfand, wurde eine gemeinsame Organisation (der «Korinthische Bund») geschaffen, um den gemeinsamen Frieden unter den Griechen zu schaffen.

 Alle griechische Staaten mit der Ausnahme Spartas beteiligten sich, manche mit Freude, manche immer noch nur mürrisch.


 Um der Organisation auch eine aktive Funktion zu geben, wurde ein gemeinsamer Feldzug gegen den alten gemeinsamen Feind, das Perserreich, beschlossen;
Philipp sollte bei diesem Vorhaben die Griechen führen.

Philipp, mit dem Sieg von Chaironeia im Rücken und einem attraktiven und erfolgversprechenden Programm für den Korinthischen Bund, hätte vielleicht Chancen gehabt, viele Griechen davon zu überzeugen, daß die makedonische Macht, die er geschaffen hatte, an sich keine wesentliche Bedrohung ihrer Interessen oder ihres Lebenstils darstellte.

Ein erfolgreicher gemeinsamer Feldzug gegen die Perser hätte wohl unter Philipp Aussichten gehabt, einen breiten Anerkennungskonsens unter den Griechen zu schaffen, der die Basis für ein längerfristiges Zusammenleben hätte schaffen können.

ΑΛΕΞΑΝΔΡΟΣ ΦΙΛΙΠΠΟΥ.
Alexander Sohn Philipps.
 Doch Philipps Tod änderte die Parameter;
 und sein Nachfolger Alexander pflegte einen anderen, ungeduldigeren politischen Stil gegenüber den Griechen.

Philipp II. war ein außergewöhnlicher Mann in der griechischen Politik. 

Selbstbewußt genug, sowohl mit seinen Bauernsoldaten zu jagen und zu trinken als auch mit gebildeten Gästen über philosophische Themen zu diskutieren und politische Strategien zu erörtern, führte er sein Land in 24 Regierungsjahren von einer Randexistenz zur bestimmenden Macht in der griechischen Welt.

 Die Sicherheit für das Land, das er nach außen hin schuf, nutzte er konsequent für eine innere Konsolidierung aus.

Die Beteiligung von Soldaten und Fürsten aller Landesteile an erfolgreichen gemeinsamen Unternehmungen schuf eine feste innere politische Struktur, die trotz der Strapazen des Alexanderzuges und der Diadochenzeit dauerhaft war.

 Er band junge Adlige - und dadurch auch deren Familien - als Pagen und Leibgardisten an den Hof; selbst seine Neigung zu schönen Frauen kam seiner Politik zugute: Nicht weniger als sieben solcher Liaisons sind bekannt, sechs davon mit Nichtmake- doninnen aus Nachbarstaaten oder -Völkern, und jede dieser persönlichen Bindungen - selbst dann, wenn sie nur kurze Zeit dauerte - besiegelte einen diplomatischen Erfolg.

Makedonien, das nie arm gewesen war, wurde unter Philipp ein reicher Staat, sogar mit einer kunstvollen eigenen Münzprägung in Gold, nachdem neue Reichtumsquellen in Ostmakedonien konsequent erschloßen worden waren.

Die Leistung des Königs war unbestritten, auch in der Zeit nach Alexander und noch Generationen später; es blieb ihm aber verwehrt, seine politischen Ansätze in Griechenland in neue, dauerhafte Strukturen zu verfestigen.

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