R. Malcolm Errington
Große Gestalten der griechischen Antike
58 historische Portraits von
Homer bis Kleopatra.
Die Bilder und die Textformatierungen
sind unsere Auswahl (Yauna),
und nicht im Text enthalten.
Philipp II,
ein außergewöhnlicher Mann in der griechischen Politik.
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Philipp II. Hegemon von Hellas. |
Im Jahr 346 v. Chr. erklärte ein gerade aus der makedonischen Hauptstadt Pella nach Athen zurückgekehrter Gesandter gegenüber der athenischen Volksversammlung,
der makedonische
König Philipp sei «
vollkommen griechisch und Athen äußerst wohlgesonnen».
Diese Erklärung war auch deswegen notwendig,
weil ein weitverbreitetes südgriechisches
Vorurteil die im Norden Griechenlands lebenden Makedonen mitsamt ihren Königen zu «
Barbaren» stempelte, ein Vorurteil, das gerade zur Zeit der damals herrschenden politischen Spannungen von Gegnern der Makedonen immer wieder angeführt wurde.
Man wußte es selbstverständlich besser.
Schon seit 150 Jahren nahmen makedonische Könige an den gemeingriechischen Olympischen Festspielen teil, seit über fünfzig Jahren wurden sogar «Olympische Spiele» in Makedonien selbst veranstaltet, an denen griechische Künstler und Athleten teilnahmen;
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Euripides |
der makedonische König galt spätestens seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts,
als der athenische Dramatiker Euripides beim damaligen König Archelaos ehrenvolle Aufnahme fand, zunehmend als Kunstmäzen, der Dichter, Philosophen, Maler und andere Intellektuelle gerne um sich sammelte.
Dennoch blieb Makedonien für die meisten Griechen, die in Stadtstaaten im Süden lebten, wegen seiner territorialen Größe, seines - mit dem Süden verglichen - unterentwickelten Urbanisierungsgrads sowie seiner eher primitiven sozialen und politischen Strukturen - so war das Königtum im Süden seit Generationen abgeschafft oder so abgeschwächt, daß es sich mit der Macht des Königs in Makedonien nicht mehr vergleichen ließ - sowie engen Kontakten zu gewiß nicht griechischen Balkanvölkern, wie den Illyrern und Thrakern, fremd und fremdartig.
Selbst der makedonische Dialekt, durchsetzt mit Wörtern und Wendungen aus dem Illyrischen und Thrakischen,
galt als besonders schwer verständlich - eben «
barbarisch».
Philipp II. wurde als dritter Sohn des damaligen Königs Amyntas und seiner Frau, der obermakedonischen Fürstentochter Eurydike, um 382 v. Chr. geboren.
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König Anyntas III. |
Das war keine Glanzzeit für Makedonien.