Τρίτη 15 Μαρτίου 2016

Hellenistische Zeit: PTOLEMAIOS I. SOTER

 Werner Huß
Große Gestalten der griechischen Antike
58 historische Portraits von
Homer bis Kleopatra.

Die Bilder und die Textformatierungen 
sind unsere Auswahl (Yauna),

 und nicht im Text enthalten.

Die weltgeschichtliche Bedeutung des Makedonen Ptolemaios (etwa 360-282 v. Chr.) beruht auf der Gründung und dem Ausbau des mächtigsten Reichs der hellenistischen Zeit, des «ptolemäischen» Ägypten. 

Diese Leistung hätte Ptolemaios aber nicht erbringen können, hätte er nicht zu den Männern gehört, die beim Tod Alexanders des Großen (323) über einen herausragenden Einfluß verfügten.

Die politischen Anfänge des Ptolemaios lagen bei Alexander.

Ptolemaios, der «Kriegerische», war der Sohn des Lagos und der Arsinoë und stammte aus der makedonischen Landschaft Eordaia. 

Sein Vater war wahrscheinlich von vornehmer, aber nicht von fürstlicher Herkunft.
Seine Mutter jedoch entstammte einer Seitenlinie des Königshauses.

Möglicherweise führte die kräftige Nachzeichnung der königlichen Linie des Geschlechts durch die spätere höfische Propaganda dazu, daß man in manchen Kreisen munkelte, Ptolemaios sei der natürliche Sohn Philipps II. 

Natürlich ein haltloses Geschwätz - aber doch kaum ein schädliches, eher ein nützliches Geschwätz, wurde Ptolemaios dadurch doch zum Halbbruder des großen Alexander.

Als Junge wurde er, der als Sproß einer adligen Familie höchstwahrscheinlich die Schule der «königlichen Pagen» (basilikoi paides) besuchte, ein Freund des Kronprinzen.

Nach seinem Regierungsantritt rief Alexander ihn nach Makedonien, das er zeitweilig verlassen hatte, zurück.
Nicht als «einfacher Soldat» (so Iustinus), aber doch ohne einen hohen militärischen Rang begleitete er den König wahrscheinlich bereits auf dessen europäischen Feldzügen. 

Makedonische Kämpfer
Am asiatischen Feldzug nahm er anscheinend von Anfang an teil. 330 wurde er «Leibwächter» (somatophylax) des Königs.

 Im nächsten Frühjahr leitete der «Aufsteiger» an der Spitze ausgewählter Verbände ein Unternehmen, das zur Gefangennahme des Bessos führte, des Nachfolgers des persischen Königs Dareios III.

Beim weiteren Feldzug hatte er wichtige Kommandostellen inne.
 Für seine Erfolge zeichnete Alexander ihn 324 mit einem goldenen Kranz aus.

 Auch gab er ihm mit Artakama, einer Enkelin Artaxerxes’ II., eine der vornehmsten persischen Damen zur Frau und ernannte ihn zu seinem Hofmarschall (edeatros).

Ptolemaios war schließlich einer der Gäste bei dem Gastmahl, bei dem die Todeskrankheit des Königs zum Ausbruch kam.

In all diesen Jahren erwies Ptolemaios sich als ein tapferer, organisatorisch begabter, umsichtiger und treuer Gefolgsmann Alexanders. 

Als Feldherr «ragte er unter den anderen hohen Offizieren des Heeres kaum heraus und würde es noch weit weniger tun, wenn wir über (ihn) nicht durch ihn selbst, sondern nur durch andere Schriftsteller unterrichtet wären.
Die große Herrscherpersönlichkeit der folgenden Jahrzehnte läßt sich wie bei den anderen Diadochen aus seinem Wirken in Alexanders Zeit nicht erraten» (H. Berve).

Als Alexander am io. Juni 323 in Babylon starb, hielt die Welt den Atem an.

Wie würde es weitergehen?
Wer würde an die Stelle des Königs treten?

Diese Frage stellten sich natürlich insbesondere die engsten Vertrauten des Königs, ja sie hatten die Frage, wem die Herrschaft zufallen solle, bereits dem Sterbenden selbst gestellt.

Und dieser hatte geantwortet: «dem Stärksten» bzw. «dem Besten». 
Die Diadochenreiche  Alexander des Großen

Hatte Alexander erkannt, daß es sinnlos war, einen Nachfolger zu designieren?
War er davon überzeugt gewesen, daß seine Generale sich nach seinem Tod in blutigen Auseinandersetzungen bekämpfen würden - in Auseinandersetzungen, aus denen schließlich «der Stärkste» bzw. «der Beste» als Sieger und Nachfolger hervorgehen würde?

In der Versammlung des Heeres, die nach dem Tode des Königs einberufen wurde, wurden verschiedene Lösungsmöglichkeiten engagiert erörtert.

Bei aller Verschiedenheit der Ansichten war man sich in zwei wesentlichen Punkten einig: Zum einen sollte das Reich in seiner Gänze fortbestehen und zum anderen sollte die Führung des Reichs in den Händen eines Königs liegen.

Sollte aber - was an sich nahelag - ein männlicher Verwandter des Verstorbenen die Rolle des neuen Königs übernehmen, gab es nur drei Kandidaten:

den Sohn Alexanders von der Baktrierin Rhoxane, die im achten Monat schwanger war - falls es denn ein Sohn werden würde; 

Herakles, den etwa vierjährigen illegitimen Sohn Alexanders von der Halbperserin Barsine; 

schließlich Arrhidaios, den Sohn Philipps II. von der Thessalerin Philinna, der geistig behindert war. 

In jedem Falle aber würde es notwendig sein, einen Vormund oder Vormünder zu bestellen, in dessen oder in deren Händen die Macht liegen würde.

Perdikkas, der «Stellvertreter» des verstorbenen Königs, sprach sich für den erhofften Sohn der Rhoxane aus. Meleagros, einer der Kommandanten einer Abteilung von Infanteristen, favorisierte Herakles oder Arrhidaios. 

Ptolemaios plädierte entschieden dafür, nicht einen geistig Behinderten als königliche Marionette eines Regenten fungieren zu lassen, sondern die führenden Mitstreiter des Verstorbenen in ein Gremium zu berufen, in dem alle wichtigen Entscheidungen getroffen werden sollten. 

An das ungeborene Kind und an das bereits lebende Kind - und damit an die argeadische Dynastie - scheint er keinen Gedanken verschwendet zu haben.
Die Emotionen wogten, doch schließlich siegte die Vernunft - war es die Vernunft? -, und Kavalleristen und Infanteristen schlossen einen Kompromiß, dessen wichtigster Punkt besagte, die Protagonisten beider Seiten, der erwartete Sohn der Rhoxane und Arrhidaios, sollten zu Königen gewählt werden. Perdikkas sollte das Sorgerecht (epiméleia) für die Könige übernehmen.

So hatte er - als Wesir und Reichsverweser in einem - fast die gesamte Macht in Händen, zumindest «auf dem Papier». Eine herausragende, allerdings schwierig zu definierende Position sollte auch Krateros einnehmen, «einer der bedeutendsten» Männer (Diodor), der jedoch damals nicht in Babylon anwesend war.

Antipater, der bisherige strategos von Europa, sollte diese Stellung behalten,
Seleukos Stellvertreter des Perdikkas werden, und
Kassander, der Sohn des Antipater, sollte die Aufsicht über die «Leibwächter» und die «königlichen Schildträger» (hypaspistai basilikoi) übernehmen.

Natürlich konnte und wollte Perdikkas einen der Grundpfeiler der von Alexander übernommenen achaimenidischen Reichsorganisation nicht zum Einsturz bringen:
die Einteilung des Reichs in Satrapien. 

Dies war keine strittige Frage.

Strittig war jedoch, wer wo Satrap bleiben oder werden sollte.

 Bei der Lösung dieser Fragen hatte Perdikkas verschiedene Gesichtspunkte zu berücksichtigen - vor allem aber waren die Ansprüche der bedeutendsten Generale zu befriedigen.

Nur so konnte vermieden werden, daß erneut und sofort schwerwiegende Differenzen aufbrachen. Ptolemaios erhielt die Satrapie Ägypten.

Höchstwahrscheinlich hatte sich Ptolemaios in Alexanders Umgebung befunden, als dieser sich 332/31 in Ägypten aufgehalten hatte.

 Und vermutlich wird ihm bereits damals klar geworden sein, welche Chancen der Besitz Ägyptens eröffnen konnte.
In dieses Land kehrte er nun zurück. Er nahm - wie vor ihm die persischen Satrapen und vermutlich auch sein Vorgänger Kleomenes - in Memphis Residenz.

Der neue Satrap wird bald mit den führenden ägyptischen Verwaltungsbeamten, Generalen und Priestern und mit den makedonischen bzw. griechischen Funktionären und Offizieren Kontakt aufgenommen und um ihre Mitarbeit geworben haben. 

Wie es scheint, hatte er damit Erfolg.
Dagegen wurden die Beziehungen zwischen dem Reichsverweser und dem Satrapen, die wohl von Anfang an nur dem Scheine nach spannungsfrei waren, bald einer schweren Belastung ausgesetzt. Es zeigte sich, daß sie dieser Belastung nicht gewächsen waren.

Die Folge war Krieg, der Erste Koalitionskrieg (320).
Darstellung des Leichenzugs Alexanders des Großen
gemäß der Beschreibung des antiken Historikers Diodoros

In den Monaten der Kriegsvorbereitungen - im Sommer oder Herbst des Jahres 321 - konnte Ptolemaios einen eindrucksvollen propagandistischen Coup landen, 
indem er sich der Leiche Alexanders bemächtigte, die in einem prunkvollen Wagen von Babylon über Damaskos und Pelusion nach Siwa gefahren werden sollte. 

Er überredete den hohen Offizier Arrhidaios, ihm die Leiche zur Bestattung zu überlassen, undließ sie in der Residenzstadt Memphis beisetzen.

Der tote König wurde als der überlegene Schirmherr der Herrschaft des Ptolemaios instrumentalisiert - auch und gerade gegenüber der heranrückenden «königlichen Streitmacht».
Perdikkas nämlich rückte über Damaskos und Tyros nach Memphis vor.

Die Einnahme der Stadt glückte ihm jedoch nicht. Im Offizierskorps sprach man offen vom taktischen Versagen des Perdikkas, und die Sympathien aller Infanteristen neigten sich binnen kurzem dem Ptolemaios zu. Während der dem Desaster folgenden Nacht drangen die hitzigsten Gegner des Perdikkas in dessen Zelt ein und erschlugen ihn.

Am darauffolgenden Tag wurde eine Versammlung des Heeres einberufen, zu der auch Ptolemaios erschien. Er hatte einen großartigen Auftritt.

Zweifellos hätten ihm die Makedonen «das Sorgerecht für die Könige» (Diodor) und damit die Reichsverweserschaft übertragen, wenn er dies gewünscht hätte.

Er tat dies nicht. Warum? Vermutlich deswegen, weil er der Überzeugung war, ein derartiger Schritt sei - zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt - mit zu vielen und zu hohen Risiken verbunden.
So faßte er den «klügsten Entschluß seines Lebens» (K.J. Neumann) und verzichtete.

Seine Stellung war trotz des Verzichts außerordentlich gefestigt - ja er betrachtete auf Grund des Erfolgs über Perdikkas seine Satrapie als «sozusagen speergewonnen» (Diodor), mithin als persönliches Eigentum.

Die Tatsache, daß Perdikkas bis nach Memphis, bis ins Herz der Satrapie, vorgedrungen war, mußte Ptolemaios zu denken geben.

Derartiges sollte sich nicht wiederholen! Am besten wäre es wohl - dies dürfte das Ergebnis seiner Überlegungen gewesen sein -, wenn Ägypten in Syrien und Phoinikien ein Glacis erhielte.
Auf diese Weise könnte bedrohlichen Angriffen schon im Vorfeld Ägyptens begegnet werden. Ähnliche Gedanken hatten ja bereits viele Pharaonen seit der Zeit des Neuen Reichs gehabt. Im übrigen waren natürlich die wirtschaftlichen Vorteile, die insbesondere mit der Herrschaft über die phoinikischen Städte verbunden sein würden, nicht zu verachten.

 Die Voraussetzungen für ein militärisches Eingreifen im Norden waren günstig: Ptolemaios stand seit den Tagen von Memphis auf einem Höhepunkt seines Ansehens; die innenpolitischen Verhältnisse hatten sich, wie es scheint, konsolidiert; und ein Problem, das vor einiger Zeit in der Kyrenaia entstanden war, war zu seiner Zufriedenheit gelöst.

So zögerte er im Jahr 319/18 nicht, seine Truppen unter der Führung seines «Freundes» (pbilos) Nikanor in der Satrapie Syrien einmarschieren zu lassen.

Den benachbarten Satrapen Laomedon zu überfallen, hatte Ptolemaios um so weniger Bedenken, als dieser im vergangenen Krieg auf der Gegenseite gekämpft oder doch die Gegenseite unterstützt hatte. Und ordnungspolitische Skrupel etwa der Art, daß der Friede im Reich gewahrt werden müsse, kannte Ptolemaios nicht.
Nikanor hatte rasch und vollständig Erfolg.
Er bemächtigte sich anscheinend bereits in Palästina des Laomedon, legte in die phoinikischen Städte Besatzungen und kehrte nach Ägypten zurück.

Da die Zentralregierung untätig geblieben war, waren in die Aktion «Syrien und Phoinikien» zunächst nur Ptolemaios und Laomedon direkt involviert gewesen.

Doch sollten sich bald erneut politische Komplikationen ergeben, in die fast alle oder gar alle Machthaber des östlichen Mittelmeerraums verstrickt sein würden.
 Diese Komplikationen hingen nicht zuletzt mit dem Tod des Reichsverwesers Antipater (319) zusammen. Ptolemaios gehörte nicht zu denen, die die Konflikte ausgelöst hatten, die zum Zweiten Koalitionskrieg (318-317) führten - er wurde vielmehr in diesen Krieg hineingezogen.

Vielleicht ließ er dies geschehen, weil er überzeugt war, von einem Reichsverweser Kassander eher die Anerkennung seiner letzt] ährigen Eroberungen erwarten zu können als von einem Reichsverweser Polyperchon, dem Rivalen Kassanders.

Weiterreichende Pläne scheint er nicht verfolgt zu haben.
Doch auch nach dem Ende des Zweiten Koalitionskriegs glätteten sich die Wogen nicht.
Der Brand schwelte weiter, bis zwei, drei Jahre später ein kräftiger Windstoß die Flamme erneut hochlodern ließ.

 Ptolemaios war an den Auseinandersetzungen dieser Jahre nicht beteiligt - jedenfalls nicht unmittelbar. Er wird aber aufmerksam die Entwicklungen im asiatischen und im europäischen Teil des Reichs verfolgt haben. Im Osten des Reichs war nach dem Zweiten Koalitionskrieg das Schauspiel der Verfolgung des Eumenes, des Reichsfeldherrn der «unitaristi- schen» Richtung, durch Antigonos «den Einäugigen», den Reichsfeldherrn der (angeblich) «partikularistischen» Richtung, zu sehen.

 Der Gejagte war zwar keineswegs chancenlos, doch letzten Endes dem Jäger nicht gewachsen. Antigonos wurde seiner habhaft und ließ ihn töten.

Mit dem Griechen Eumenes starb der Diadoche, der am uneigennützigsten für den Gedanken des universalen Reichs Alexanders gekämpft hatte.

Antigonos erkannte nun keine über ihm stehende Instanz mehr an: natürlich nicht den alten Reichsverweser Polyperchon, der von ihm und seinen Bündnispartnern ausgebootet worden war; jedoch auch nicht den neuen Quasi-Reichsverweser Kassander, dessen Interessen sich ohnehin mehr und mehr auf die Balkan-Halbinsel und die Ägäis beschränkten; und schließlich nicht ein kollektives Führungsgremium des Reichs, das erst hätte geschaffen werdèn müssen.

Der vorhersehbare Konflikt kam bald zum Ausbruch.
Die Kämpfe des Dritten Koalitionskriegs (314-311) erstreckten sich über weite Teile des westlichen Reichsgebiets: angefangen von der Balkan-FIalbinsel über Lydien und Karien bis hin nach Zypern und Syrien. Ptolemaios war mit seinen Streitkräften besonders in Karien, in Kilikien, auf Zypern und in Syrien engagiert. 311 wurde der Krieg durch den Abschluß eines Vertrags beendet. Vermutlich betrachteten alle Paziszenten diesen Vertrag eher als einen Waffenstillstandsvertrag denn als eine endgültige Friedensregelung. Antigonos, der «Führer ganz Asiens» (Diodor), hatte seine universalen Herrschaftspläne kaum aufgegeben, nun aber freie Hand für die Regelung der Verhältnisse im Osten des Reichs erhalten.

Kassander, der Reichsverweser und strategos von Europa, konnte daran denken, verlorene Positionen zurückzugewinnen. Lysimachos, der Satrap Thrakiens, wird die Kampfpause im Hinblick auf den Ausbau seiner Herrschaft gegenüber griechischen Städten und thrakischen und skythischen Dynasten begrüßt haben.

Und Ptolemaios?
Ptolemaios wird klar erkannt haben, daß die endgültige Auseinandersetzung mit Antigonos nur aufgeschoben, nicht aufgehoben war, und wird die entsprechenden Vorkehrungen getroffen haben. Im übrigen war nicht zu übersehen, daß nunmehr das Reich Alexanders faktisch in vier Reiche auseinandergebrochen war. 

Zwar gab es da noch den Sohn Alexanders;
doch rechnete kaum jemand damit, daß dieser je eine ernst zu nehmende politische Rolle spielen werde.

Ptolemaios war mit dem Vertrag des Jahres 311 unzufrieden.
Die Tinte, mit der er den Vertrag unterzeichnet hatte, war kaum getrocknet, da reiften in ihm große Pläne.
Er wollte sich nicht mit der Wiedereroberung Syriens und der Sicherung Zyperns begnügen, sondern den großen Coup wagen und die Herrschaft über das ganze Reich Alexanders gewinnen. 

Die Umstände waren für ein solches Vorhaben nicht ungünstig:
Antigonos scheint von Seleukos beschäftigt worden zu sein,
Kassander war geschwächt aus dem Krieg hervorgegangen, und
Lysimachos zählte nur am Rande.

Ptolemaios plante, sich zunächst nicht um das Problem Syrien zu kümmern, sondern sich - zur Sicherung seiner Flanke - der südkleinasiatischen Küste zu bemächtigen, in der Ägäis die Vorherrschaft des Antigonos zu brechen, in Griechenland eine starke Position aufzubauen und Kassander in die Knie zu zwingen.

Würde dies alles geglückt sein, würde die unvermeidliche - und wohl alles entscheidende - Auseinandersetzung mit Antigonos in Angriff genommen werden können.
Doch Ptolemaios scheiterte.
Dennoch nahm er nach einigen Jahren - wahrscheinlich zu Beginn des Jahres 304 - das Diadem und damit den Königstitel an.
Spätestens zu dieser Zeit schloß er eine lange Phase seiner Außenpolitik ab, die zunächst auf die Sicherung seiner Position in Ägypten und den angrenzenden Gebieten und dann auf den Aufbau einer universalen Machtstellung gerichtet gewesen war; denn er gab dem Königstitel, den er nun trug, keinen universalen Inhalt.

Ptolemaios hatte seinen Platz gefunden - und mit ihm Ägypten, das unter seiner Führung aus einer Satrapie des Reichs Alexanders zu einem mächtigen Königreich der hellenistischen Welt geworden war.

Im Jahr 306 hatte Ptolemaios Antigonos, seinen gefährlichsten Rivalen, an den Grenzen Ägyptens zurückgewiesen. Nun hatte er die Möglichkeit, Kräfte zu sammeln.

Er wird sie genutzt haben.
Von seiner Seite drohte dem Frieden keine Gefahr.
Der unruhige Geist des Antigonos war es, der das östliche Mittelmeer nicht zur Ruhe kommen ließ. Antigonos hatte sein großes, auf das «Ganze» gerichtete Ziel nicht revidiert, und Demetrios folgte in dieser Hinsicht den Spuren seines Vaters.

Ptolemaios zeigte während des folgenden Krieges, des Vierten Koalitionskriegs (302/01), gegenüber seinen Bündnispartnern - Kassander, Lysimachos und Seleukos - keine Kooperationsbereitschaft.

Und nach dem Sieg brach zwischen Ptolemaios und Seleukos der Streit um Südsyrien aus, der nur mit Mühe kaschiert werden konnte.

Der Lagide (Sohn des Lagos) geriet in die Gefahr der Isolation.
Dieser Gefahr suchte er mit diplomatischen Mitteln zu begegnen.

Wozu hat ein König viele Töchter?
Seleukos allerdings kam unter den gegebenen Umständen als Heiratskandidat nicht in Frage.

So blieben Kassander und Lysimachos.

 Mit Kassander aber hatte es schon vor einigen Jahren Konflikte gegeben.
Daher entschied sich Ptolemaios für Lysimachos, den Nachbarn des Seleukos in Kleinasien und des Kassander auf der Balkanhalbinsel.

Wohl im Jahr 300/299 heiratete Lysimachos Ptolemaios’ Tochter Arsinoë.

Makedonien und Griechenland kamen in diesen Jahren nicht zur Ruhe.
 Die sich auf der Balkanhalbinsel vollziehenden Kräfteverschiebungen konnten aber Ptolemaios nicht gleichgültig sein.
Sie führten nach einigen Jahren zum Ausbruch des Fünften Koalitionskriegs (288-286), in dem der Lagide tatkräftig seine Interessen vertrat. Bereits im Jahr 286 gelang es den Alliierten - genauer: Seleukos -, den Unruhestifter Demetrios auszuschalten.

Dies war das wichtigste Ergebnis dieses Krieges.
Ptolemaios konnte jedoch einen weiteren und keinesfalls unwichtigen Erfolg für sich verbuchen:

den Gewinn des Protektorats über den Bund der Insel-Griechen, das bisher Demetrios innegehabt hatte (288 oder 287). 

Als Protektor dieses Bundes beherrschte er weite Teile der Ägäis und verfügte allein schon auf Grund dieser Tatsache über einen beträchtlichen Einfluß im politischen Leben Griechenlands.

Im Jahr 285 teilte Ptolemaios die Macht mit seinem Sohn Ptolemaios, den ihm Berenike, seine dritte Frau, geboren hatte. 

Ägypten hatte im Konzert der Mächte den Platz gefunden, den es fast ein Jahrhundert lang behalten sollte. Das Land war - strategisch gesehen - nicht nur durch seine einzigartige geographische und geologische Beschaffenheit, sondern auch durch Provinzen, Stützpunkte und das Protektorat geschützt: durch die Kyrenaia, Koilesyrien, Zypern, Städte an der Südküste Kleinasiens und die Kykladen. Zu Beginn des Jahres 282 starb der König.

Die wenigen, von Ptolemaios überlieferten dicta geben - wenn sie denn authentisch sind - dem Bild seiner Persönlichkeit ein fast noch stärkeres Profil als die von ihm vollbrachten facta.

Eines Tages fragte er einen nicht allzu kenntnisreichen Elementarlehrer nach dem Namen des
Vaters des Peleus, Aiakos, worauf dieser antwortete, er werde ihm diesen nennen, wenn er ihm zuvor den Namen des - aus unbedeutenden Verhältnissen stammenden - Vaters des Lagos nenne.

Als sich daraufhin die Hofleute über die Frechheit des Elementarlehrers entrüsteten, sagte der König:

«Wenn es nicht königliche Art ist, Spott zu ertragen, dann ist es auch nicht königliche Art, Spott auszugießen» (Plutarch).

 Witz scheint Ptolemaios also besessen zu haben.

Daß er gebildet war - dies beweist nicht nur seine Vertrautheit mit der griechischen Mythologie, sondern dies zeigt sich auch darin, daß er als Historiker selbst literarisch tätig war und daß andere es für angemessen hielten, eine Sammlung seiner Briefe zu edieren. 

Zumindest zu der Zeit, zu der in Babylon die Nachfolgeregelungen ausgehandelt wurden, war Ptolemaios streng national-makedonisch gesinnt.

Sarkastisch sagte er:
«In der Tat, würdig ist der Sprößling, ... der - sei es der Sohn der Rhoxane oder der der Barsine - über das Volk der Makedonen herrschen soll: über ein Volk, dessen Namen auch nur in den Mund zu nehmen Europa sich schämen wird! Ist es doch weitestgehend der Name eines Kriegsgefangenen! Haben wir deshalb die Perser besiegt, um Sklaven ihres Abkömmlings zu werden? Dies haben jene legitimen Könige, Dareios und Xerxes, mit den Heeren vieler Tausender und mit mächtigen Flotten vergeblich zu erreichen versucht!» 

Die ipsissima vox Ptolemaei ist dies natürlich nicht, vielmehr sind es die Worte des Historikers Q. Curtius Rufus.

Doch Rufus ist in diesen Dingen vertrauenswürdiger, als vielfach angenommen wurde und angenommen wird. Nach der Übernahme der Herrschaft über Ägypten allerdings wird Ptolemaios diese Einstellung aufgegeben oder relativiert haben. Letzteres ist eher wahrscheinlich. 
Daß er schöne Jungen wie einen gewissen Galetes gerne gesehen hat und daß er an seinem Hof «Schmeichler» wie einen gewissen Kallikrates geduldet hat - dies sind Züge seiner Persönlichkeit, die sich auch bei manchen anderen Herrschern jener Zeit finden.

Auch aus den Resten des historischen Werks des Ptolemaios lassen sich gewisse Rückschlüsse auf seinen Charakter ziehen. Ptolemaios scheint ein nüchterner Mensch gewesen zu sein:

Er betonte das rationale Vorgehen Alexanders bei militärischen Operationen und politischen Entscheidungen; 

er arbeitete die Nützlichkeitserwägungen des Königs beim Verfolgen bestimmter Ziele heraus;
er sah in den Verurteilungen des Philotas und des Kallisthenes Vorgänge, die von staatspolitischen Notwendigkeiten diktiert und daher legitim gewesen waren;
er scheint nicht nur keine Exkurse geographischer, ethnographischer oder historischer Art, sondern auch keine Anekdoten in sein Werk aufgenommen zu haben; und er gab dem Walten der Schicksalsgöttin Tyche keinen Raum. Bemerkenswert ist auch die Aufrichtigkeit, mit der er wohl seinem lobrednerischen Historikerkollegen Kleitarchos entgegentrat, der zu Unrecht behauptet hatte, et,


Ptolemaios, habe in einer Stadt der Maller dem Alexander das Leben gerettet und daher den Beinamen «Retter» (soter) erhalten.

 Indem er seine Taten indirekt mit denen des Königs oder denen anderer Generale verglich, präsentierte er sich als außerordentlich selbstbewußte Persönlichkeit.

 Daß er schließlich durch die Unterdrückung bestimmter Fakten ein tendenziöses Bild seiner Gegner - etwa des Aristonus und des Perdikkas - entwarf, läßt sich kaum bestreiten.
Ptolemaios der Soter

Ptolemaios war - wie Alexander - in der griechischen Kultur verwurzelt. 


Er lebte von ihrer Kraft, kannte die Figuren der damaligen «Szene» und war selbst literarisch tätig.

 So ist es kein Wunder, daß er mit führenden Vertretern des kulturellen Milieus Kontakt aufnahm und nicht wenige von ihnen an seinen satrapischen bzw. königlichen Hof zu ziehen suchte.

Wenn aber Ptolemaios sich mit solchen Männern umgab, dann nicht deswegen, um in Ägypten eine bestimmte kulturpolitische Linie durchzusetzen, sondern weil er den persönlichen Umgang mit diesen Männern schätzte - vor allem aber, so scheint es, um seinem Hof kulturellen Glanz zu verleihen.

Das Beispiel Alexanders mag ihn in diesem Bestreben bestärkt haben - vielleicht aber noch mehr die weiter zurückliegenden kulturellen Traditionen des makedonischen Hofs.

In Alexandria sollten die Musen - wie seinerzeit in Pella — eine Heimat erhalten.

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